Agonopterix flurii, Sonderegger, 2013

Sonderegger, Peter, 2013, Agonopterix flurii sp. nov. aus dem Wallis, Schweiz (Lepidoptera, Depressariidae), Contributions to Natural History 21, pp. 1-14 : 3-13

publication ID

https://doi.org/ 10.5169/seals-786945

DOI

https://doi.org/10.5281/zenodo.5838752

persistent identifier

https://treatment.plazi.org/id/03ED87F5-FF89-7140-9CFA-FC6AFE9BFC96

treatment provided by

Carolina

scientific name

Agonopterix flurii
status

sp. nov.

Agonopterix flurii sp. nov.

Holotypus ♂: «CH-Valais, Jeizinen, 622/ 131, 1620 m, ex larva Centaurea scabiosa 22.09.2007, Sonderegger». Rotes Ettikett: «Holotypus Agonopterix flurii sp. nov. P. Sonderegger des. 2013 ». Männliche Genitalstrukturen zwischen zwei Deckgläschen an der Nadel ( NMBE).

Paratypen: 1 ♀ CH-Valais, Jeizinen, 622/131, 1620 m, 1.9.2007, e.l. Centaurea scabiosa, leg. Sonderegger ( cSon) ; 1 ♂ 1 ♀ CH-Valais, Jeizinen, 622/131, 1620 m, 6.9.2007, e.l. Centaurea scabiosa, leg. Sonderegger ( cSon) ; 1 ♂ 2 ♀ CH-Valais, Jeizinen, 622/131, 1620 m, 13.9.2007, e.l. Centaurea scabiosa, leg. Sonderegger ( cSon) ; 1 ♀ CH-Valais, Hohtenn, 627/130, 1545 m, 13.9.2007, e.l. Centaurea scabiosa, leg. Sonderegger ( cSon) ; 4 ♂ 1 ♀ CH-Valais, Jeizinen, 622/131, 1620 m, 22.9.2007, e.l. Centaurea scabiosa, leg. Sonderegger ( cSon) ; 6 ♂ 3 ♀ CH-Valais, Jeizinen, 621/130, 1530 m, 9.9.2010, e.l. Centaurea scabiosa, leg. Sonderegger ( cSon) ; 1 ♀ CH-Valais, Savièse, 591/128, 1820 m, 22.9.2008, e.l. Centaurea scabiosa, leg. Sonderegger ( cSon) ; 1 ♂ CH-Valais, Jeizinen, 622/131, 1630 m, 21.9.2007, e.l. Centaurea scabiosa, leg. Bryner ( cBry) ; 1 ♀ CH-Valais, Jeizinen, 622/131, 1630 m, 26.9.2007, e.l. Centaurea scabiosa, leg. Bryner ( cBry) ; 1 ♀ CH Wallis, Erschmatt , [619/130], 1200–1300 m, Larva 18.08.2004, exl: 13.09.2004, Centaurea scabiosa, leg. R. Seliger ( cSel) ; 1 ♂ CH Wallis, Erschmatt , [619/130], 1200–1300m, Larva 06.07.2007, exl: 17.07.2007, Centaurea scabiosa, leg. R. Seliger ( cSel) ; 1 ♂ CH-Oberwallis, Bezirk Leuk, Guttet-Thel , [615/130], 1200 m, L. (Larva) 9.7.2010, an Centaurea spec., exl. (ex larva) 26.7.2010, leg. W. Wittland ( cWit) .

Alle Paratypen sind mit einem roten Ettikett: « Paratypus Agonopterix flurii sp. nov. P. Sonderegger des. 2013 » versehen.

Beschreibung der Imago ( Abb. 1–4 View Abb View Abb View Abb View Abb )

Flügelspannweite: ♂ 16,5–19,0 mm, Durchschnitt 17, 86 mm, n=14. ♀ 16–18,0 mm, Durchschnitt 17, 25 mm, n=10.

Kopf und Rückenschild mit hell- und dunkelgrauen Schuppen.

Palpen: 1. Palpenglied hellgrau. 2. Palpenglied vorwiegend hellgrau mit einigen dunklen Schuppen. 3. Palpenglied: Erstes Viertel dunkelgrau, zweites Viertel hellgrau, drittes Viertel dunkelgrau, letztes Viertel hellgrau mit einigen schwarzen Schuppen an der Spitze.

Vorderflügel-Oberseite: Wurzelfeld undeutlich hellgrau und anschliessend eine dunklere Abgrenzung. Flügelfläche vorwiegend hellgrau, vermischt mit dunkelgrauen und dunkelbraunen Schuppen. Im Mittelraum stehen zwei schräg übereinander liegende, dunkle Punkte, die mit einigen weissen Schuppen verbunden sind. Auf der Querader steht ein feiner weisser Punkt (nur 3–6 Schuppen), der schwach dunkel eingefasst ist. Am Aussenrand sind an der Basis der Fransen 6–7 dunkle Flecken. Am Vorderrand sind in der basalen Hälfte abwechslungsweise sandfarbene und dunkelgraue Flecken; gegen den Apex sind sie hell- und dunkelgrau.

Im Vergleich zu anderen Depressariidae-Arten zeigt A. flurii eine sehr geringe Farbvariation.

Männliche Genitalstruktur ( Abb. 5 View Abb ): Die Breite der Valve von der Basis bis ins vordere Viertel fast parallel verlaufend; die Spitze ist abgerundet. Der Cuiller steht fast senkrecht auf dem Hinterrand der Valve und ist leicht gegen die Valvenspitze gerichtet und ist nur wenig länger als die Valvenbreite. Der obere Teil des Anellus ist breiter als hoch. Aedeagus mit kleinem spitzen Basalfortsatz, ist leicht gewinkelt und hat viele kleine Cornuti, die einen schotenförmigen Umriss haben.

Weibliche Genitalstruktur ( Abb. 6–7 View Abb ): Das Ostium befindet sich am Vorderrand des 8. Sternits, ist annähernd rund und der Durchmesser ist etwas grösser als die halbe Breite des 8. Sternits. Im Ostium sind zwei sehr charakteristische, sklerotierte Falten. Der Ductus bursae verdickt sich allmählich und geht in die etwas verdickte Bursa über. Bursa mit schmal-ovalem Signum.

Differential diagnose Agonopterix flurii sp. nov. wird mit den vier ähnlichen Arten Agonopterix subpropinquella (STAINTON, 1849) , A. ferocella (CHRéTIEN, 1910), A. carduella (HüBNER, 1817) und A. propinquella (TREITSCHKE, 1835) verglichen (siehe Gegenüberstellungen auf Seiten 8–9).

Verwandschaftsbeziehungen

Ein Vergleich der 658 Basenpaare des COI von Agonopterix flurii sp. nov. mit denjenigen der oben erwähnten Vergleichsarten und weiterer Taxa aus der BOLD-Datenbank, zeigt auf, dass 1.) die Proben von A. flurii sp. nov. in einem gut gestützten, eigenen Clade zusammenkommen, und 2.) innerhalb der enthaltenen Taxa – mit Einschluss der neuen Art – eine gewisse, jedoch geringe intraspezifische Variabilität (unter 1 %) sichtbar ist ( Abb. 8 View Abb ).

Agonopterix subpropinquella Flügelspannweite über 20 mm. Im Mittelraum stehen zwei schräg übereinander liegende dunkle Punkte,gleich anschliessend folgt ein grösserer, etwas diffuser Fleck, anschliessend auf der Querader ein dunkler Punkt, der auch undeutlich sein kann.Sehr variable Art: Vor allem in Südeuropa Exemplare mit ledergelben Flügeln, schwarzen Punkten und schwarzem Thorax. View Figure

Agonopterix subpropinquella Valve flächig,aber spitziger als bei A. propinquella. Cuiller ist leicht nach innen gebogen und macht ¾ der Valvenbreite aus.Anellus oben leicht eingebuchtet,darüber ein sehr charakteristisches „Sahnehäubchen“.Aedeagus mit kleinem spitzen Basalfortsatz,viele kleine Cornuti mit länglichem Umriss. View Figure

Agonopterix subpropinquella Ostium in der unteren Hälfte des 8. Sternits.Zwischen Ostium und Vorderrand des 8. Sternits ein feines,stark sklerotisiertes Band, neben dem Ostium je zwei sklerotisierte Falten View Figure

Agonopterix ferocella View Figure

Flügelspannweite unter 20 mm. Vorderflügel und Thorax sind auffällig gesprenkelt. Im Mittelraum stehen zwei schräg übereinander liegende dunkle Punkte, der äussere ist meist mit einem grösseren dunklen Fleck verbunden; auf der Querader ein dunkler Punkt, der undeutlich sein kann und mit dem grossen Mittelfleck verbunden ist.

Agonopterix ferocella View Figure

Valve nach aussen stark verjüngt. Cuiller gross und nach aussen geschwungen; etwas mehr als ¾ der Valvenbreite. Anellus tulpenförmig. Aedeagus mit schmalem basalen Fortsatz, Cornuti nehmen eine kleine Fläche ein.

Agonopterix ferocella View Figure

Ostium in der hinteren Hälfte des 8. Sternits.Zwischen Ostium und Vorderrand des 8. Sternits eine feine, halbmondfömige Struktur

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Agonopterix carduella Meistens an der leicht rötlichen Grundfarbe zu erkennen. Flügelspannweite meistens unter 20 mm. Im Mittelraum stehen zwei schräg übereinander liegende dunkle Punkte, gleich anschliessend folgt ein grösserer, etwas diffuser Fleck,anschliessend auf der Querader ein dunkler Punkt, der auch sehr undeutlich sein kann. Es gibt Exemplare,die äusserlich kaum von A. subpropinquella zu unterscheiden sind View Figure

Agonopterix carduella Cuiller sehr kräftig und gegen die Basis der Valve gekrümmt. Anellus lang, zungenförmig und erreicht die Transtilla. Aedeagus mit sehr kleinem basalen Fortsatz, mit vielen kleinen Cornuti, die eine grosse Fläche einnehmen. View Figure

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Agonopterix carduella Ostium an der Basis des 8. Sternits.Oberer Teil des Ductus bursae stark quer verrunzelt. View Figure

Agonopterix propinquella View Figure

Meistens am starken Mittelfleck zu erkennen.Flügelspannweite meistens unter 20 mm. Im Mittelraum stehen zwei schräg übereinander liegende dunkle Punkte, gleich anschliessend folgt ein grosser, dominanter Fleck,anschliessend auf der Querader ein dunkler Punkt,der auch sehr undeutlich sein kann. Es gibt Exemplare, die äusserlich kaum von A. subpropinquella zu unterscheiden sind.

Agonopterix propinquella Valve flächig und an der Spitze abgerundet, aber deutlich breiter als bei A. flurii . Cuiller steht rechtwinklig auf dem Hinterrand der Valve, ist gerade und ist etwas länger als die halbe Valvenbreite. Anellus oben leicht eingebuchtet, oberer Teil des Anellus etwa gleich breit wie hoch. Aedeagus mit kleinem spitzen Basalfortsatz,leicht gewinkelt, viele kleine Cornuti mit länglichem Umriss View Figure

Agonopterix propinquella View Figure

Ostium in der Mitte des 8. Sternits. Zwischen Ostium und Vorderrand des 8. Sternits eine sehr feine, schwach sklerotierte Struktur Beschreibung der Raupe ( Tab. 1 View Tab , Abb. 9 – 15 View Abb )

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Die Raupen der Arten Agonopterix flurii sp. nov., A. propinquella , A. subpropinquella und A. ferocella sind einander sehr ähnlich, und es wurden bis jetzt keine artlichen Unterschiede erarbeitet. Hingegen können die Raupen von A. carduella (Analplatte schwarz) und A. arenella (Prothorakalplatte hellgrün mit zwei schwarzen Punkten) sofort unterschieden werden.

Morphologie der Puppe ( Abb. 16–19 View Abb )

Die Unterschiede der Puppen innerhalb der Gattung Agonopterix sind offenbar sehr gering; eine genauere Analyse fehlt bis anhin.

Biologie, Lebensraum und Verbreitung

Die Nährpflanze der neuen Art ist Centaurea scabiosa . Es scheint, dass die Raupe monophag ist. Auf anderen Centaurea - oder weiteren Asteraceae-Arten konnten keine Raupen gefunden werden.

Die Raupen leben versteckt in einem Gehäuse von sehr unterschiedlicher Bauweise: Eine Blatthälfte wird entlang der Mittelrippe nach oben oder nach unten geschlagen. Die Raupe spinnt in diesem Gehäuse auf der Mittelrippe ein weisses, längliches Gespinst, worunter sich die Raupe bei Ruhe aufhält. Oft wird nur eine Blattfalte erstellt, oft lebt die Raupe zwischen zwei übereinander liegenden und versponnenen Blättern. Bei fiederteiligen Blättern wird die Spitze des Blattes oder ein grösserer Blattteil zu einer unregelmässigen Röhre versponnen. An den Frassstellen entstehen rundliche oder längsovale Löcher, oft bleibt die Epidermis erhalten. Der Lepidopterologe erkennt die Anwesenheit der Raupe aus mehreren Metern Entfernung ( Abb. 20 View Abb ).

Bei der Zucht verpuppten sich die Raupen in der Bodenstreu. Es liegt eine Naturbeobachtung vor: Eine Puppe wurde im Habitat am Typenfundort in einem leichten Gespinst zwischen zwei verdorrten Blättern an der Futterpflanze gemacht.

Die Imago überwintert. Die Eiablage fällt in die Monate Juni, Juli und August. Die Raupen wurden von Ende Juli bis Anfang September gefunden. Das Puppenstadium dauert bei der Zucht nur 10 bis 14 Tage. Die Hauptschlupfzeit der Imago fällt in die Monate August und September.

Die Einschätzung des bisher bekannten Lebensraums ( Abb. 21 View Abb ) basiert auf drei Lokalitäten, wo jeweils mehrere Raupen gefunden wurden (zwei Lokalitäten bei Jeizinen VS (1530 und 1620 m ü. M.) und eine Lokalität bei Hohtenn VS (1545 m ü. M.). Die genauen Fundstellen sind Strassenränder, die in eine Felsflur übergehen. Die Strassen wurden im Wald (Lärchen, Fichten, Tannen) erstellt; die Felsfluren entstanden an den Böschungen. Besonders häufig wurden die Raupen in den saftigen, wenige Wochen nach der Mahd neu ausgetriebenen Blättern von Centaurea scabiosa gefunden.

Bis jetzt konnte die Art nur im Wallis zwischen 1200 und 1820 m ü. M. gefunden werden ( Abb. 22 View Abb ). Bei Stalden VS, 631433/ 118983, 950 m ü. M., wurden Frassspuren an Centaurea scabiosa festgestellt, die von A. flurii sp. nov. stammen dürften (dieser Fund wurde nicht auf die Verbreitungskarte übernommen). Von Savièse VS resultierte ein Falter, der mit Raupen von Udea lutealis (Pyralidae) unbemerkt eingetragen wurde.

Etymologie: Die neue Art ist Markus Fluri (Balsthal) gewidmet, dem Entomologen, dem viele Freunde nachsagen, dass er immer etwas mehr als alle anderen findet.

Kingdom

Animalia

Phylum

Arthropoda

Class

Insecta

Order

Lepidoptera

Family

Oecophoridae

Genus

Agonopterix

GBIF Dataset (for parent article) Darwin Core Archive (for parent article) View in SIBiLS Plain XML RDF