Caltha palustris L.

Hess, Hans Ernst, Landolt, Elias & Hirzel, Rosmarie, 1976, Flora der Schweiz und angrenzender Gebiete. Band 2. Nymphaceae bis Primulaceae (2 nd edition) (p. 956): Ranunculaceae, Birkhaeuser Verlag : 41

publication ID

https://doi.org/ 10.5281/zenodo.292251

persistent identifier

https://treatment.plazi.org/id/6348E97A-3847-BAD8-759D-102422D6B1A6

treatment provided by

Donat

scientific name

Caltha palustris L.
status

 

Caltha palustris L.

Sumpf-Dotterblume

15-60 cm hoch. Stengel niederliegend, bogig aufsteigend bis aufrecht, hohl, kahl, im obern Teil verzweigt, mehrblütig. Blätter rundlich, groß (Durchmesser bis 15 cm), am Grunde herzförmig oder nierenförmig, gezähnt, dunkelgrün, glänzend. Perigonblätter meist 5, breit oval, bis 2 cm lang, innerseits glänzend, dunkelgelb. Früchtchen 3-8, flach, länglich, sichelförmig, gerade oder S-förmig (s. Bemerkungen), vielsamig. - Blüte: Frühling, selten ein 2. Mal im Herbst.

Zytologische Untersuchungen. Bei keiner andern Art der Dikotyledonen sind so viele verschiedene Chromosomenzahlen bekannt: An Material von 94 Fundorten aus Nord- und Mitteleuropa (im Gebiet aus Jura, Mittelland und Alpen) fand Reese (1954) 16 verschiedene Chromosomenzahlen (mit den Ergebnissen anderer Autoren sind es über 20 verschiedene Chromosomenzahlen), die sich um die Zahlen 2n = 32 und 56 (bis 65) gruppieren. Die Meiosen der Pflanzen mit 2n = 32, 56 und 60 sind normal, die Pollenfertilität über 80%; gelegentlich Pollenkörner mit nicht reduziertem Chromosomensatz; 0-6 B-Chromosomen. Zwischen Chromosomenzahl, Verbreitung, Standort und äußern Merkmalen (s. Bemerkungen) bestehen nach Reese (1954) keine Zusammenhänge (in hohen Lagen sind hochpolyploide Pflanzen etwas häufiger). Material von der Alpensüdseite und aus weiten Gebieten Italiens untersuchten Leoncini (1950-1951-1951-1952) und Maugini (1957): 2n = 16: Material aus Toskana, Emilia und Venetia. 2n = 32: Material aus Trento und Apennin (Ligurien, Etrurien, Kalabrien). 2n = 32, 48, 56-64: Material aus den Alpen ( Brennerpaß, Dobbiacopaß) (Leoncini 1950-1951-1951-1952). 2n = 24, 32, 40, 56, 60, 72: Material aus den Alpen und dem Apennin; aus Niederungen (Emilia, Venetia, Lazio), 2n = 24, 32, 48, 52 (Maugini 1957). Beide Autoren ordnen die Chromosomenzahl 2n = 16 der C. cornuta Schott, Nyman et Kotschy zu (s. Bemerkungen), während alles Material aus den Alpen und dem Apennin zu C. laeta Schott, Nyman et Kotschy gehören soll, wobei sich jedoch C. laeta von C. palustris L. s. str. nicht sicher unterscheiden lasse. Gleiche Chromosomenzahlen wurden in Osteuropa, Asien und Nordamerika gefunden; vgl. die zahlreichen, von Löve und Löve (1961), Packer (1964) und Hedberg (1967) zitierten Autoren.

Indessen brachten die Untersuchungen von Wcislo (1965) an Material aus 100 über ganz Polen verteilten Fundstellen neue Gesichtspunkte: Er fand die beiden Chromosomenzahlen 2n = 32 und 56 oft am gleichen Fundort, wobei Bastarde zwischen den beiden Chromosomensippen der verschiedenen Blütezeit wegen nicht Vorkommen; Pflanzen mit 2n = 32 (als ssp. cornuta bezeichnet) sind in den äußern Merkmalen einheitlich, jene mit 2n = 56 (als ssp. genuina und ssp. laeta bezeichnet) sind sehr vielgestaltig. Die experimentellen Kreuzungen der beiden Chromosomensippen ergaben:

Alle Bastardpflanzen haben normales Wachstum und die Chromosomenzahl 2n = 44; diese Zahl ist aus der Natur nicht bekannt. Bei der Untersuchung weiterer 156 Populationen in Polen fand Wcislo (1967) zusätzlich die Chromosomenzahl 2n = 48 und in Mischpopulationen der Sippen mit 2n = 32 und 56 die Zahlen 2n = 58 und 60, die als aus Kreuzungen entstanden gedeutet werden. Ähnliche Befunde an Material von der Tschechoslowakei; aus Bulgarien wurde nur 2n = 32 festgestellt (10 Populationen). Bei Zählungen an Material aus Holland, Frankreich, Deutschland, Österreich, Spanien und Portugal fand Smit (1967 Smit (1968) nur die Zahlen 2n = 32 und 56; keine eindeutige morphologische oder ökologische Differenzierung der Chromosomensippen. Die Fortpflanzung sollte bei C. palustris weiter untersucht werden; es ist möglich, daß apomiktische Sippen (besonders unter hochploiden) vorhanden sind.

Standort. Kollin, montan und subalpin, seltener alpin. Feuchte bis nasse, humose bis tonige Böden. Wiesen, Moore, Ufer, Waldlichtungen.

Verbreitung. Eurosibirisch-nordamerikanische Pflanze: Nordwärts bis in die Arktis (76° NB), südwärts bis Nordspanien, Süditalien, Griechenland, Himalaja; in Nordamerika von 77° NB südwärts bis Karolina und Nebraska; aus Grönland nicht angegeben. Verbreitungskarte von Meusel (1965). - Im Gebiet verbreitet und häufig.

Bemerkungen. C. palustris ist sehr vielgestaltig hinsichtlich Wuchsform, Blattform und Form der Früchtchen; es sind deshalb aus Mitteleuropa über 30 Untereinheiten beschrieben worden. In neuerer Literatur werden meist 3 Unterarten (gelegentlich auch als Arten aufgefaßt) beschrieben: Ssp. cornuta (Schott, Nyman et Kotschy) Beck mit S-förmig gebogenen Früchtchen, ssp. palustris L. s. str. ( ssp. genuina Hegi ) mit sichelförmigen Früchtchen und ssp. laeta (Schott, Nyman et Kotschy) Hegi mit geraderückigen Früchtchen. Diese 3 Unterarten sind durch alle möglichen Übergänge verbunden, besitzen keine unterschiedlichen Standortsansprüche und haben wahrscheinlich auch dieselbe geographische Verbreitung (Angaben in der Literatur widersprüchlich). Obwohl zahlreiche experimentelle Untersuchungen vorliegen, ist es zurzeit nicht möglich, die vielgestaltige C. palustris weiter zu unterteilen.

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