Liochthonius furcillatus

Moritz, M., 1976, Revision der europäischen Gattungen und Arten der Familie Brachychthoniidae (Acari, Oribatei) Teil 1. Allgemeiner Teil: Brachychthoniidae Thor, 1934. Spezieller Teil: Liochthonius v. d. Hammen, 1959, Verachthonius nov. gen. und Paraliochthonius nov. gen., Mitteilungen aus dem Zoologischen Museum in Berlin 52, pp. 27-136 : 96-99

publication ID

ORI10013

DOI

https://doi.org/10.5281/zenodo.6284249

persistent identifier

https://treatment.plazi.org/id/7CF238AE-B101-EDA8-B400-880FF20824BC

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Thomas

scientific name

Liochthonius furcillatus
status

 

Liochthonius furcillatus View in CoL (Willmann, 1942) (Abb. 24)

Brachychthonius furcillatus Willmann , 1942: p. 170, Fig. 1.

Brachychthonius ensifer Strenzke , 1951: p. 238, Abb. 4, nov. syn.

Brachychthonius ensifer : Sellnick 1960, p. 83.

Brachychthonius furcillatus : Sellnick 1960, p. 84.

Liochthonius ensifer : Niedbala 1973, p. 62, Fig. 2b.

Liochthonius ensifer : Niedbala 1974, p. 489, Fig. 36.

Brachychthonius furcillatus : Niedbala 1974, p. 507.

Ein Vergleich der Typusexemplare von Brachychthonius ensifer Strenzke und Brachychthonius furcillatus Willmann hat ergeben, daß diese in allen Merkmalen einschließlich der Borstenform übereinstimmen. Eine Synonymisierung war bisher anhand der beiden Originalbeschreibungen nicht möglich, da ein sehr auffälliger Unterschied in der Gestalt der Dorsalborsten zu bestehen schien. Diese werden von Willmann (1942, p. 171, Fig. 1) als einfache lange Striche gezeichnet. Dies ist sicherlich eine Fehlinterptetation, denn die Borsten sind bei allen untersuchten Exemplaren seitlich so stark zusammengedrückt, daß sie in der Aufsicht als dünne, nicht verdickte Borsten erscheinen. In allen anderen Punkten sind beide Beschreibungen nahezu identisch. Auch das scheinbar ausschließliche Vorkommen in wassergesättigten Moossubstraten der offenen Landschaft eines klimatisch und physiognomisch einheitlichen Untersuchungsgebietes spricht für die Identität beider Arten.

Der von Strenzke (1951, p. 236) beschriebene furcillatus Willmann ist dagegen eine ganz andere, neue Art, die hier als Liochthonius perfusorius n. sp. weiter oben beschrieben wird.

Material: Slg. Hirschmann: 1 Ad., dorsal, Lectotypus, 1 Ad., lateral Paralectotypus, Coll. Willmann S.M.6 , mikroskop. Präparat (sub Brachychthonius furcillatus n. sp.), BRD, Sager Meer, oestliches Ufer   GoogleMaps , Sphagnum , 30. 5. 1928. - Slg. Hirschmann: 1 Ad., lateral, Paralectotypus, Coll. Willmann S.M.6, mikroskop. Präparat. Fundort wie Lectotypus. - Slg. Hirschmann: 1 Ad., Coll. Willmann Nr. 42/2, mikroskop. Präparat (sub Brachychthonius furcillatus Willmann ), BRD, Ueberhamm bei Neu St. Juergen   GoogleMaps , Krs. Osterholz, Sphagnum am Wege.

SMF Nr. 13934 : 6 Ad., Coll. Strenzke Nr. 438, mikroskop. Präparat (sub Brachychthonius ensifer Strenzke , Paratypen), BRD, Holstein, Phragmites-Guertel am Dieksee   GoogleMaps , Calliergon-Polster, K. Strenzke leg.

Lectotypus, Locus typicus: Nach den Angaben Willmanns bestand die Typusserie aus 5 Exemplaren. In der Kollektion Willmann befinden sich nun 2 mikroskopische Präparate mit gleicher Beschriftung und der Originalaufschrift " Brachychthonius furcillatus n. sp. ", die 3 beziehungsweise 2 Exemplare enthalten, von denen je eines einer anderen Liochthonius-Art angehört. Somit besteht die Typusserie aus 3 Exemplaren. Das einzige in Dorsallage montierte Tier hat mit Sicherheit auch Willmann als Zeichenvorlage gedient und wird hier als Lectotypus festgelegt. Der Lectotypus ist zusammen mit einem weiteren Exemplare, das sich in Seitenlage befindet, in einem Präparat eingebettet.

Der Locus typicus ist BRD, Oldenburg, Sage bei Großenkneten, östliches Ufer des Sager Meeres, Sphagnum , 30. 5. 1928.

Beschreibung: Der Beschreibung liegen ausschließlich Tiere aus mikroskopischen Präparaten zugrunde, so daß vor allem die Angaben über Körperbreiten von frisch gefangenen Tieren abweichen dürften.

Die Farbe ist rötlich goldgelb. Die Maculae der Muskelansätze sind auf dem ganzen Körper als sehr helle Flecke deutlich erkennbar. Der Habitus ist breit und gedrungen. Die langen Dorsalborsten sind spitz und dorso-ventral säbelartig verbreitert, seitlich aber zusammengedrückt.

Das Prodorsum ist breiter als lang. Das rostrale Prodorsum verjüngt sich vor den Exobothridialhöckern sehr rasch. Das Rostrum ist gerundet und nicht besonders vom Prodorsum abgesetzt. Die Rostralhaare sind kürzer und feiner als die übrigen Prodorsumborsten, die im Durchschnitt 30 bis 35 µm lang sind.

Der Sensillus ist länger als 50 µm. Der relativ lange Stiel geht allmählich in die Keule über. Diese ist seitlich stark zusammengedrückt, aber dorso-ventral, besonders in der distalen Hälfte, stark erweitert. Distal ist die Keule in 2 ungleichlange Spitzen ausgezogen, von denen die dorsale 1/3 Keulenlänge erreicht, während die ventrale kleinere Spitze weit zurückgesetzt ist, so daß die Keule in der Seitenansicht stark asymmetrisch ist. Die Keulenoberseite ist mit schräg distad gerichteten Börstchen besetzt, die in der Seitenansicht eine schräge Parallelstreifung ergeben. Auf der Unterseite sind einige kleinere Spitzen vorhanden.

Die 3 vorderen interbothridialen Maculae sind queroval, das hintere Paar ist rund. Alle 4 Paare liegen dicht hintereinander und sind um weniger als ihren Durchmesser voneinander entfernt. Die beiden mittleren Paare sind kleiner als das vordere und hintere Paar.

Der Exobothridialhöcker ist flach und befindet sich zusammen mit dem Exobothridialhaar auf einer flachen Lateralerhebung des Prodorsum.

Die Notogasterborsten sind wie die Prodorsumborsten dorsoentral säbelartig verbreitert und gekrümmt. Ihre Länge (ausgenommen die kürzeren ps-Borsten) schwankt zwischen 32 und 40 µm. Strenzke gibt für die e1- Borsten 44 bis 50 µm an. Diese Werte konnten aber an den betreffenden Exemplaren der Kollektion Strenzke nicht ermittelt werden. Die d- und e-Borsten überragen den Hinterrand des jeweiligen Notogasterschildes um die Hälfte ihrer Länge.

Systematische Stellung: Die in 2 Spitzen ausgezogene, stark asymmetrische Sensilluskeule weist die Art in die Nähe von Liochthonius perfusorius n. sp. und damit in die weitere Verwandtschaft der lapponicus-Gruppe. Von allen hier behandelten Liochthonius-Arten unterscheidet sich L. furcillatus durch die stark säbelartig dorso-ventral verbreiterten Dorsalborsten.

Hammer (1962, p. 13, Fig. 2) beschreibt aus Chile einen Liochthonius nodifer , der L. furcillatus sehr ähnlich ist, sich von diesem aber durch die geringe Körpergröße, die weit längeren Notogasterborsten (c1 = 57,5 µm, e1 = 60 µm) und die Form und Anordnung der interbothridialen Maculae unterscheidet.

Liochthonius furcillatus dürfte als sphagnophile und stenohygre Art der offeneren Landschaft enge Biotopbegrenzungen haben.

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