Tilia cordata Miller

Hess, Hans Ernst, Landolt, Elias & Hirzel, Rosmarie, 1976, Flora der Schweiz und angrenzender Gebiete. Band 2. Nymphaceae bis Primulaceae (2 nd edition) (p. 956): Tiliaceae, Birkhaeuser Verlag : 702

publication ID

https://doi.org/ 10.5281/zenodo.292251

persistent identifier

https://treatment.plazi.org/id/D1B28289-29DB-DEE7-035F-6673509B8A01

treatment provided by

Donat

scientific name

Tilia cordata Miller
status

 

Tilia cordata Miller

( T. ulmifolia Scop. , T. parvifolia Ehrh. , T. microphylla Vent., T. silvestris Desf.)

Winter-Linde

Bis 30 m hoch. Knospensehuppen meist nur 2, wobei die untere die Mitte der Knospe überragt. Blätter steif, im Umriß rundlich, größter Durchmesser 3-8 cm, mit aufgesetzter Spitze, am Grunde herzförmig und oft asymmetrisch, spitz gezähnt, oberseits dunkelgrün, gelegentlich mit Drüsenhaaren auf den Nerven, sonst kahl, unterseits blaugrün, in den Innenwinkeln der Blattnerven mit 1 Büschel rotbrauner Haare ( weiß, wenn Blätter weniger als 1 Monat alt), auf den Nerven gelegentlich mit Drüsenhaaren, sonst kahl, Verbindungsnerven zwischen den Seitennerven nicht auffallend vortretend; Blattstiel 1-5 cm lang, kahl. Blütenstand 5-10 blütig. Großes, flügelartiges Hochblatt bis 8 cm lang und bis 1,5 cm breit, stumpf, nie bis zum Grunde des Blütenstandstiels reichend. Kronblätter 4-8 mm lang. Staubblätter bis 30. Staminodien oft vorhanden. Frucht mit 2 - 3 undeutlichen Längsrippen. - Blüte: Früher Sommer bis mittlerer Sommer.

Zytologische Angaben. 2n ca. 72: Material aus botanischem Garten, Meiosen normal (Wallisch 1930). 2n = 82: Material aus botanischem Garten (Dermen 1932).

Standort. Kollin, seltener montan. Meist kalkhaltige, flach- und tiefgründige Hangschuttböden an steilen Hängen unter Felsen, in Schluchten und Talkesseln (stets geschützt vor kalten Winden), in milden, sommerwarmen Lagen; besonders in Gegenden der Alpennordseite, wo Seen und Föhn ein mild ausgeglichenes Klima bewirken (Jahresmittel über 8°C, gemäßigte Extremtemperaturen). Optimale Entwicklung im Tilio-Asperuletum taurinae W. Trepp 1947, dem Lindenmischwald, der bei uns noch als Relikt aus der postglazialen Wärmezeit vorhanden ist und neben dem Flaumeichenwald zu unsern artenreichsten Waldgesellschaften gehört, vgl. dazu Trepp (1947). Auf der Alpensüdseite besonders im Erisithalo-Ulmetum und im Querco-Fraxinetum (Standortsangaben und Charakterisierung von Antonietti 1968). Außerhalb der Lindenmischwälder vereinzelt in Laubmischwäldern an warmen Standorten.

Verbreitung. Europäische Pflanze: Westwärts bis Westspanien (ohne Küstengebiete), Westfrankreich; nordwärts bis Irland, Schottland, in Skandinavien und Finnland bis 63° NB; ostwärts bis zum Ural; südwärts bis Spanien (40° NB), Mittelitalien, Mazedonien, westliche Schwarzmeerküste, nördliche Ukraine. Verbreitungskarten von Jaccard und Frey (1928a) und Meusel und Buhl (1962). - Im Gebiet: Waldbildend an den Ausgängen der nordalpinen Föhntäler in der Gegend des Walensees und der Linthebene, des Vierwaldstättersees (besonders Urnersee und bei Brunnen) und des Brienzersees (Interlaken, Brienzer Becken, Hasliberg bis Innertkirchen), bei Flums, im sanktgallischen Rheintal und in Vorarlberg, am Genfersee und auf der Alpensüdseite; sonst nicht häufig; häufig angepflanzt.

Bemerkungen. Das Holz unserer beiden Lindenarten ist vielseitig verwendbar: Furniere, Modellbau, Schnitzerei, Papierfabrikation. Die Blüten beider Arten sind offizinell (Tee). Durch die frühere Bewirtschaftung der Wälder ist die Linde mancherorts verschwunden, ebenso durch landwirtschaftliche Nutzung des Bodens (Reblagen). Kein anderer Baum Mitteleuropas hat im Leben der Völker eine so große Rolle gespielt wie die Linde (sowohl Sommerlinde wie Winterlinde): Unter ihrer Krone wurden Feste gefeiert, Gericht gehalten; sie war von großer Bedeutung in der Mythologie und der Dichtung; das Lindenblatt war Symbol des freien Grundbesitzes. Klopstock (1724-1803) hat dann mit einigem Erfolg die Bedeutung der Linde auf die Eiche transformiert, obwohl die Eichel in der Heraldik den Stand des Besitzlosen, des Knechts, darstellte. Aufzählung der historisch bedeutenden Linden in Mitteleuropa in Hegi, Band V/1 (1965). Die älteste Linde der Schweiz ( über 1000 Jahre) steht in Saint-Blaise, Kt.Neuenburg (NZZ Nr. 675, 1969).

Kingdom

Plantae

Phylum

Tracheophyta

Class

Magnoliopsida

Order

Malvales

Family

Malvaceae

Genus

Tilia

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