Die Oribatiden-Arten (Acari) eines suedwestdeutschen Buchenwaldes I.
Author
Beck, L.
Author
Woas, S.
text
carolinea
1991
49
37
82
http://unknown
journal article
ORI5378
Xenillus discrepans Grandjean 1936
Bestimmung nach MICHAEL (1884:295), SELLNICK (1928:27), WILLMANN (1931:145), GRANDJEAN (1936:73)
Laenge
860-1155
ym
,
Laenge
:Breite 1,30-1,50 (7 Ex.)
Kurzdiagnose
Lamellen sehr breit, rostrad konvergierend, Cuspides
beruehren
sich
ueber
eine
laengere
Strecke,
Beruehrungsnaht
am Grunde mit dreieckigem Zahn, Cuspis innenseits
mit
stumpfer Spitze; Lamellarhaare nach innen gebogen, Interlamellarhaare
stabfoermig
, stumpf, sehr lang, erreichen etwa die Insertionsstelle der Lamellarhaare; Sensillus kurz bis sehr kurz, kolben- oder "
birnenfoermig
", Kopf meist
zurueckgebogen
. Kutikula des Notogaster mit
grossen
Gruben, die aber deutlich von einander getrennt sind; 11 Paar
kraeftige
Notogasterhaare, mittellang, mit Ausnahme der beiden Paare seitlich an der "Schulter", die kurz und gerade sind. Vorderrand des Notogaster nach hinten eingebuchtet.
Belegmaterial:
Stadtwald Ettlingen
, Moderbuchenwald, frisch
umgestuerzter
Eichenstamm, modrige Rinde in 15-
20m
Hoehe
,
1/ 1989
I. WUNDERLE
leg., 2 Ex.,
LNK A
0326
;
Eichenstamm, Rinde,
IX/ 1989
I. WUNDERLE
leg., 3 Ex.,
LNK A
0328
.
Diskussion
Nach Weigmann & Kratz (1981) -
uebereinstimmend
mit Willmann (1931) und Sellnick (1928, 1960) - gibt es in Mitteleuropa 2
Xenillus-Arten
,
X. tegeocranus
(Hermann, 1804) und
X. clypeator
(Robineau-Desvoidy, 1839), wenn man
X. latus
(Nicolet, 1855) sowie
X. permixtus
(Andre, 1925) als Synonyme von
X. clypeator
akzeptiert. Die Synonymisierung von
X. latus
(Nicolet, 1855) mit
X. permixtus
(Andre, 1925) wird von Grandjean (1936)
begruendet
. In der gleichen Arbeit schreibt er,
dass
X. clypeator
Rob.-Desv. durchaus
X. permixtus
oder
X. p. discrepans
, eine von ihm neu beschriebene Unterart sein
koennte
(1936:75), wobei er
fuer
eine solche wahrscheinliche
Identitaet
der Arten das Vorkommen am Stamm von
Baeumen
und die
betraechtliche
Koerpergroesse
um 1125
ym
anfuehrt
.
1946 ersetzt Grandjean
X. latus
und damit auch
X. permixtus
durch
X. clypeator
und gebraucht
X. discrepans
als eigene Art:"... elle oblige
a
ecarter
discrepans
et
ae
identifier
clypeator
au
latus
de Nicolet " (1946:325). Unsere 7 Exemplare
gehoeren
mit ziemlicher Sicherheit einer einzigen Art an. Die
Variabilitaet
beschraenkt
sich auf den Sensillus und die
Koerpergroesse
. Mit Ausnahme des Vorhandenseins
grosser
,
unuebersehbarer
Interlamellarhaare stimmen alle Merkmale mit
X. clypeator
bzw. den entsprechenden Synonymen in der genannten Bestimmungsliteratur
ueberein
. Dies trifft laut Grandjean (1936) auch
fuer
X. discrepans
zu, weshalb es ihn damals auch "nur" als Unterart von
X. permixtus
aufstellt. 1946 betont er
zusaetzlich
Unterschiede in der
Koerperform
,
X. latus
(=
X. permixtus
) mehr rund,
X. discrepans
mehr
laenglich
und trennt diesen definitiv von
X. clypeator
(=
X. permixtus
=
X. latus
) ab.
Dies ist insofern konsequent, als zwei Formen, die zwar in einem oder wenigen Merkmalen distinkt unterschieden sind, aber
staendig
gemeinsam in denselben Proben vorkommen, kaum als zwei Unterarten oder Art nebst Unterart klassifiziert werden
koennen
. Entweder man unterstellt eine panmiktische Population, dann
muesste
man einen dominant-rezessiven Erbgang der Merkmale annehmen, der zwei distinkt unterschiedene Formen ohne
Merkmalsuebergaenge
hervorbringt, oder man unterstellt die reproduktive Trennung und
begruendet
damit zwei getrennte Arten. Da der biologische Nachweis nur schwer zu erbringen ist, ist die Annahme zweier getrennter Arten die formal klarere Entscheidung. Unter
Beruecksichtigung
der GRANDJEANSchen Bemerkungen lassen sich unsere Tiere eindeutig als
X. discrepans
bestimmen. Auch das Mikrohabitat unserer Funde stimmt mit dem von Grandjean
fuer
X. permixtus
und
X. p. discrepans
geschilderten genau
ueberein
. "... ne vit pas normalement
ae
terre, mais dans et sur le bois mort et les ecorces des troncs d'arbres, des souches, des branches." (1936:73). Es bleibt allerdings ein gewisser Zweifel, ob es sich bei
X. clypeator
und
X. discrepans
tatsaechlich
- auch im Sinne von Biospezies - um zwei verschiedene Arten handelt.