Hedychridium scutellare (TOURNIER, 1878)
publication ID |
https://doi.org/ 10.5281/zenodo.5331975 |
persistent identifier |
https://treatment.plazi.org/id/03AB0B63-FF82-FF94-968E-FBBFFE30FD63 |
treatment provided by |
Carolina |
scientific name |
Hedychridium scutellare |
status |
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Im europäisch-kleinasiatischen Verwandtschaftskreis um H. roseum ist offenbar allein bei dieser Art das Abdomen bei beiden Geschlechtern in gleicher Weise metallisch-rot gefärbt. Dies gilt sowohl für die südwesteuropäische Nominatform, die LINSENMAIER (1959a) zunächst unter dem Namen H. mediocre irrtümlich als neue Species beschrieben hatte, dann aber ab 1987 richtig als H. scutellare (TOURNIER) interpretierte, wie auch für deren östliche Erscheinungsformen, bei denen es sich um die Linsenmaier´schen Taxa " H. maculiventre maculiventre, H. maculiventre raucum und H. maculiventre sculpturatissimum" handelt. Wiederum wurde also von Linsenmaier die östliche Population irrtümlich als eigene Art beschrieben, in diesem Sonderfall jedoch nicht aufgrund der Punktierung, sondern aufgrund eines überbewerteten Färbungsmerkmals. Denn wie bereits aus dem ersten trennenden Schlüssel ( LINSENMAIER 1959a) hervorgeht, unterscheidet sich maculiventre (Typus aus Dalmatien; LINSENMAIER 1959b) lediglich durch einen "grossen, intensiven Metall-Fleck auf AbdSt 2" von scutellare (= mediocre), bei der dieser Fleck fehlt oder nur als schwacher Reflex ausgebildet ist. Bemerkenswert ist, dass Linsenmaier aufgrund dieses vagen Unterschieds bis zuletzt zwei Arten unter- schied, während er gleichzeitig die so unterschiedlich punktierten " maculiventre "- Formen als zusammengehörig erkannte. Die eigentliche Grenze zwischen den westlichen und östlichen scutellare -Erscheinungsformen ist offenbar wiederum der Bosporus, jenseits dessen die Punktierung grob wird.
Auch bei scutellare ist die Nomenklatur verwickelt: Die Nominatform hat Linsenmaier (1959a), wie oben erwähnt, anfänglich als " H. mediocre n. sp." fehlgedeutet. Das Taxon maculiventre wurde von ihm zunächst ( LINSENMAIER 1959a) als " maculiventre n. nom. ( sculpturatum var. palestinense BALTHASAR 1953, p. 145 )" aufgeführt, dann aber sofort im 1. Nachtrag ( LINSENMAIER 1959b) in " maculiventre n. sp." korrigiert, mit gleichzeitiger Streichung der Verbreitungsangabe " Palästina " (s. auch LINSENMAIER 1968). Das Taxon " sculpturatum var. palestinense BALTHASAR " wurde von ihm nun als identisch mit der Subspecies " maculiventre sculpturatissimum " umgedeutet, hinter deren Namen nun folglich nicht mehr "ssp.n.", sondern "ssp.n. nom." stand ( LINSENMAIER 1959a /b). Diese Vergabe eines neuen Namens war natürlich ein erneuter Verstoss gegen die Nomenklaturregeln, doch in der Sache war diese Umbewertung durchaus richtig und hatte bis 1997 Bestand. In diesem Jahr führte LINSENMAIER (1997a) das Taxon " palestinense BALTHASAR" nun plötzlich als eigenständige Art auf, ohne Erläuterung und mit der Nennung von nur zwei Belegen aus Armenien und Kirgisien. Gleichzeitig beschrieb er aus Kleinasien eine neue maculiventre -Subspecies ( ssp. raucum ), die sich von sculpturatissimum durch eine etwas weniger grobe Punktierung und von H. palestinense durch einen kleineren Kopf und längere Behaarung des Abdomens unterscheiden soll. Auslöser dieser Änderungen war sicherlich wieder der Katalog von KIMSEY & BOHART (1990), in dem der Name " maculiventre " verworfen und " palestinense BALTHASAR" als gültiger Name aufgeführt wird, ohne Berücksichtigung der Korrekturen in LINSENMAIER (1959b). In Wirklichkeit sind palestinense und raucum Synonyme der östlichen, gröber punktierten scutellare -Erscheinungsform, deren gültiger Name " H. scutellare palestinense BALTHASAR 1951 " ist. Die besonders grob punktierte Population auf Zypern fasse ich, der ursprünglichen Aufassung von LINSENMAIER (1959a) folgend, als endemische Unterart auf und halte die Weiterverwendung des Namens sculpturatissum für vertretbar, ebenso wie die Beibehaltung des Namens maculiventre für die südosteuropäische Unterart.
In Südwesteuropa unterschied Linsenmaier zwei Subspecies: zum einen die Nominatform, zum anderen die ssp. sardiniense von Sardinien, die er später auch von Korsika meldete ( LINSENMAIER 1959a /b, 1968, 1987). Nach Sichtung der entsprechenden Typen und weiterer Belege halte ich diese Unterscheidung für unberechtigt und ordne somit auch die scutellare -Populationen von Korsika und Sardinien der Nominatform zu. Im Falle Korsikas vermag ich weder bei den noch bei den irgendeinen konstanten Unterschied gegenüber der Nominatform zu erkennen, und ähnliches gilt für Sardinien: Hier ergab die Prüfung des Typus-, des Allotypus- und eines Paratypen-Pärchens von sardiniense, dass sich die beiden in keiner Weise von der Nominatform vom Festland unterscheiden. Auch die Punktierung, die laut Linsenmaier "wesentlich gröber und zerstreuter" als bei der Nominatform sein soll, ist identisch. Bei den beiden
, die nur etwa 5 mm gross sind, ist die Punktierung hinten auf T2 zwar tatsächlich merklich lockerer, allerdings nicht gröber als bei Gegenstücken aus Südfrankreich. Ein weiteres, mit ca. 7,2 mm Körperlänge wesentlich grösseres von Sardinien (Coll. Paolo Rosa) besitzt hingegen eine ausgesprochen dichte abdominale Punktierung, die noch etwas dichter ist als einem ähnlich grossen scutellare - aus Sizilien (Coll. Linsenmaier). Genital, Schläfenform, Cavitasskulptur und andere Merkmale sind bei allen diesen
sehr ähnlich. Diese Befunde erlauben nur zwei Deutungsvarianten: Entweder lebt auf Sardinien tatsächlich ausser H. scutellare scutellar e, zu der das grosse sardische zweifellos gehört, eine zweite, nahverwandte, kleinere Art mit lockerer abdominaler Punktierung, wie sie LINSENMAIER (1997a) in dem Taxon H. sardinum zu fassen suchte. Oder aber alle diese Belege gehören ungeachtet ihrer unterschiedlichen Punktierung zum selben Taxon, sprich zur Nominatform von scutellare. Da die abdominale Punktierung bei H. scutellare überall sehr variabel ist und zudem in der gesamten Artengruppe kleinere Individuen meistens lockerer punktiert sind als grosse, spricht aus meiner Sicht alles für die letztere Deutung. Folglich interpretiere ich das Typus- von sardinum als kleines H. scutellare scutellare - mit ungewöhnlich lockerer Punktierung, die aber nicht nennenswert lockerer ist als bei Zwergexemplaren vom südfranzösischen Festland (z. B. aus Cavalaire, 1.9.1996; LU).
Unter den korsischen scutellare -Belegen in der Coll. Linsenmaier steckt auch das Typus-
von H. mediocre corsuense PERRAUDIN 1978, dem Perraudin später (ohne Datum) das Etikett " H. scutellare sardiniense - " beigefügt hat.
Mit dieser Neuinterpretation ergibt sich für H. scutellare ein geschlossenes Verbreitungsgebiet von Portugal bis mindestens Kleinasien und Palästina.
ssp. scutellare : Abdomen mit feiner, gleichmässiger Punktierung und gewöhnlich mit metallisch-grünen Flecken auf St2+(3) oder ohne solche Flecke; nur ausnahmsweise sind diese Flecke metallisch-rot. Schläfen fast parallel mit leicht gewölbter Kontur und abgerundeten Hinterecken. - Typus- und Syntypus- mit überwiegend violett-blauem Vorderkörper, nur Stirn, Querflecke auf dem Pronotum sowie das Scutellum leuchtend grün, Abdomen oben einfarbig rot; Punktierung des Abdomens gleichmässig fein und ziemlich dicht; St2 beim Typus- ohne, beim Syntypus- mit schwachem, grünem Metallfleck. Südwesteuropäische H. scutellare lassen von syntopen H. insulare und H. sculpturatum leicht anhand ihres viel schmaleren hylinen Endsaums von T2 unterscheiden.
ssp. maculiventre: Mit sehr ähnlicher abdominaler Punktierung wie die Nominatform, aber fast immer mit metallisch-roten oder goldenen Sternitflecken und ausserdem Schläfen etwas stärker divergent und hinten + scharfeckig.
ssp. palestinense: Mit + grober abdominaler Punktierung und metallisch-roten (selten metallisch-grünen) Flecken auf St2+(3). Ausser kleinasiatischen Belegen liegen mir drei
aus Palästina vor, die allesamt auf T2 eine nahezu einförmige, kräftige, hinten nicht vergröberte Punktierung besitzen.
ssp. sculpturatissimum: Mit noch etwas gröberer abdominaler Punktierung und meistens dunkler Färbung; St2+(3) mit rotgoldenen oder grünen Metall-Flecken. Die Punktierung auch bei dieser Unterart auf T2 ziemlich einheitlich grob, also die Punkte hinten kaum kräftiger als auf der Scheibe.
Anmerkungen: Die nordafrikanische H. maroccense LINSENMAIER 1959 , von der mir je ein Pärchen aus Marokko und Palästina vorlag, ist der Nominatform von H. scutellare in allen Merkmalen sehr ähnlich. Beide stimmen in allen Merkmalen, abgesehen von etwas kürzeren Schläfen (LINSENMAIER 1959, 1999), nahezu perfekt z. B. mit einem scutellare - vom Ätna überein. Dennoch dürfte die Auffassung Linsenmaiers, dass maroccense eine eigenständige, von scutellare verschiedene Art ist, korrekt sein. Andernfalls müsste man vom syntopen Vorkommen zweier scutellare -Subspecies in Pälästina ausgehen, also von überlappenden Verbreitungsarealen der nordmediterranen ssp. palestinense und einer südmediterranen ssp. maroccense , was eine reizvolle, jedoch höchst unwahrscheinliche Hypothese wäre. Von H. tunesiense LINSENMAIER 1959, einem weiterem nordafrikanischen Taxon mit metallisch-rotem Abdomen, das zunächst als Unterart von H. scutellare beschrieben war, kannte Linsenmaier offenbar nur (LINSENMAIER 1959, 1987, 1999). Schon die konstant geringe Körpergrösse spricht aber gegen die Zugehörigkeit zu H. scutellare .
Drei mittelasiatische ( Usbekistan: Kugitan. Karanole, 4.5.1991) in der Coll. Linsenmaier mit metallisch-rotem Abdomen dürften ebenfalls einer eigenen, möglicherweise noch unbeschriebenen Art angehören. Sie zeichnen sich durch divergente Schläfen mit scharfen Hinterecken, eine lockere grobe abdominale Punktierung, die auf der Scheibe von T2 markant doppelt ist (ähnlich wie beim valesiense turcicum -) sowie durch ziemlich lange Behaarung auf dem Analtergit und einen auffällig breiten hyalinen Analsaum aus ; die Sternite sind schwarz ohne Metallflecke; der Vorderkörper ist bei allen drei grün bzw. goldgrün, mit schwarzem Ocellarfeld, vollständig schwarzem MesMittelfeld und blauem Propodeum.
No known copyright restrictions apply. See Agosti, D., Egloff, W., 2009. Taxonomic information exchange and copyright: the Plazi approach. BMC Research Notes 2009, 2:53 for further explanation.
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