Hedychridium insulare, LINSENMAIER, 1959
publication ID |
https://doi.org/ 10.5281/zenodo.5331975 |
persistent identifier |
https://treatment.plazi.org/id/03AB0B63-FF99-FF89-968E-FD07FCE1FE31 |
treatment provided by |
Carolina |
scientific name |
Hedychridium insulare |
status |
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Ein besonders verwickelter Fall! H. insulare ist eine weitverbreitete, sexualdimorph gefärbte Art, die in Südwesteuropa in einer fein punktierten, in Südosteuropa und Kleinasien hingegen in einer grob punktierten Version auftritt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Arten wird die Punktierung also nicht erst in Kleinasien, sondern bereits auf dem Ostbalkan grob. und beider Subspecies waren bisher jeweils als unterschiedliche Arten beschrieben und ausserdem mit anderen Species vermengt.
Die der westlichen Unterart wurden erstmals von LINSENMAIER (1959a) unter dem Namen H. lampadum anhand ihrer stärker divergenten Schläfen von H. roseum abgegrenzt, allerdings mit der irrigen Annahme, dass auch die dazugehörigen ein oranges Abdomen besässen. Es gab aber unter den roseum - keine Individuen mit ähnlich divergenten Schläfen, woraus Linsenmaier den Schluss zog, dass lampadum eine Art mit sexualdimorpher Kopfform sei, deren nur schwer von roseum abzugrenzen seien. Seine Artdiagnose lautete demgemäss: "Gen von roseum kaum verschieden. Das gut kenntlich am weniger oder nicht glänzenden Abd mit mehr dichter Pkt, und scharfen Hinter-Ecken am Kopf. Das schwer kenntlich (Pkt und K ähnlich roseum), aber K hinter den Augen etwas breiter. Zeigt also deutlichen Geschlechts-Dimorphismus (im Gegensatz zu roseum)". Diese Überzeugung behielt er unverändert bis zuletzt bei (siehe die lampadum -Artdiagnose in LINSENMAIER 1997b). In Wirklichkeit jedoch gehören alle diese vermeintlichen lampadum - zu H. roseum . Angemerkt sei, dass Linsenmaier in seinen Schlüsseln zunächst ( LINSENMAIER 1959a) tatsächlich nur die lampadum - anhand des Schläfenmerkmals von roseum abgegrenzt hat, nicht jedoch die. In späteren Schlüsseln jedoch ( LINSENMAIER 1997b, 1999) fehlt diese Differenzierung, womit fälschlich und irreführend der Anschein erweckt wird, als habe Linsenmaier seine ursprüngliche Artdiagnose geändert.
Den Namen lampadum hatte LINSENMAIER (1959a) unter Missachtung der Prioritätsregel zunächst als "nom. n. = lampas CHRIST 1791 " eingeführt, ihn dann aber viel später ( LINSENMAIER 1997a) vermutlich in Reaktion auf einen entsprechenden Vermerk von KIMSEY & BOHART (1990) als Name einer neuen Art uminterpretiert, mit folgender
Erläuterung: "Vor diesem Namen hätte nicht nom. nov. sondern nov. spec. stehen müssen. Nach Kenntnis dieser, von H. roseum ROSSI, 1790 verschiedenen Species war es meine Absicht, den alten Namen H. lampas CHRIST, 1791..., wenn auch in modifizierter Form zu erhalten. H. lampas ist nicht mehr zu identifizieren, wahrscheinlich aber H. roseum R.". Diese Korrektur wäre in der Sache zutreffend gewesen, hätte Linsenmaier ein zum Holotypus bestimmt, als er im Jahr 1997 anlässlich dieser Umdeutung erstmals Typen für lampadum festlegte. Aus unerfindlichen Gründen wählte er jedoch ungeachtet der fortdauernden Abgrenzungsprobleme gegenüber H. roseum (siehe z. B. LINSENMAIER 1997b) ein zum Holotypus, das sich nun zusammen mit allen anderen vermeintlichen lampadum - (s.o.) als roseum - erwiesen hat. Infolge dieses Missgriffs ist lampadum somit zu einem Synonym von roseum geworden.
Die der westlichen Subspecies interpretierte LINSENMAIER (ebenfalls 1959a) zunächst als H. scutellare TOURNIER , erkannte dies aber später ( LINSENMAIER 1987) als Irrtum und führte sie fortan unter dem Artnamen H. mediocrum. Da sich dieser neue Name nur durch seine Endung von dem bereits vergebenen Artnamen " mediocre " unterschied, sahen KIMSEY & BOHART (1990) die Nomenklaturregeln verletzt und änderten ihn in H. mediocrate ab. Dieser Interpretation hatte ich mich ( ARENS 2004b) zunächst angeschlossen, teile aber inzwischen die Auffassung von Paolo Rosa und Maurizio Pavesi (persönl. Mitteilung), die den Namen " mediocrum " als eine Wortschöpfung Linsenmaiers werten. Die Begründung hierfür ist, dass es im klassischen Latein ein solches Adjektiv der o-Deklination (mediocrus, mediocra, mediocrum) nicht gibt, sondern lediglich das Adjektiv "mediocre", das aber zur i-Deklination (mediocris, mediocris, mediocre) gehört. Demzufolge ist "mediocrum" ein Kunstwort, dessen Verwendung zulässig war. - Auch von mediocrum glaubte LINSENMAIER (z. B. 1987) gleichgefärbte weibliche Gegenstücke zu kennen, bei denen es sich aber entweder um verkannte oder um scutellare - (s.u.) handelt. Wegen der Konfusion um den Namen mediocrum wäre es vorzuziehen gewesen, den Namen lampadum für die westliche Subspecies zu verwenden. Da dies wegen der missglückten Typenwahl aber nicht mehr möglich ist, sehe ich H. insulare mediocrum LINSENMAIER 1959 als den gültigen Namen dieses Taxons an, das somit ebenso wie die östliche Subspecies durch einen männlichen Typus definiert ist.
Zu H. insulare mediocrum gehören auch einige der korsischen und südfranzösischen
im Belegmaterial, die von Linsenmaier als " H. lampadum austeritatum LINSENMAIER 1997" determiniert waren. In der Mehrheit handelt es sich bei diesen (incl. des austeritatum -Typus) jedoch um H. sculpturatum - (s.u.), wohingegen alle vermeintlichen austeritatum - (incl. des Allotypus) in Wahrheit roseum - sind.
Die der östlichen insulare -Unterart wurden von LINSENMAIER (1959a) anhand einer Serie von mindestens 22 zypriotischen als " H. lampadum limassolense nom. n. (= roseum var. cypriacum BALTHASAR 1953 )" beschrieben, also abermals unter Verletzung der Prioritätsregel. Die dazugehörende, aus wenigstens 17 Individuen bestehende
-Serie lag Linsenmaier ebenfalls vor, wurde von ihm aber wegen ihres metallischroten Abdomens nicht als männliches Pendant zu diesen erkannt, trotz identischer Funddaten. Stattdessen beschrieb er diese in derselben Veröffentlichung als H. irregulare insulare ssp. nov., was ein besonders frappantes Beispiel dafür ist, wie stark vorgefasste Meinungen auch in der Taxonomie wirken! Und erneut überging Linsenmaier dabei, aus welchem Grund auch immer und ohne Anmerkung, Balthasars frühere Publikation. Denn gleichzeitig mit H. roseum var. cypriacum hatte BALTHASAR (1952) auch H. sculpturatum var. insulare als ein weiteres neues Taxon von "Cypern, Limassol env." beschrieben. Die Typen dieser beiden letzteren Taxa, von denen mir Photos vorliegen, sind augenscheinlich artgleich mit den beiden obigen Serien in der Coll. Linsenmaier, so dass alle vier Namen als Synonyme zu bewerten sind. Da es bei der Typus-Serie von H. roseum var. cypriacum noch Klärungsbedarf gibt (s.u.), wähle ich insulare als gültigen Namen, womit die Nominatform also H. insulare insulare BALTHASAR 1952 heisst.
Vollends verwickelt wird dieser Fall aber dadurch, dass hinter dem, was Linsenmaier als H. lampadum limassolense und H. irregulare insulare interpretierte, in Wirklichkeit jeweils ein Gemenge aus mehreren Arten steckte, und er ausserdem von beiden Taxa jeweils wieder gleichgefärbte Belege des anderen Geschlechts zu kennen glaubte. Die Einzelheiten dazu lassen sich Tabelle 1 entnehmen. Als weitere Komplikation kommt hinzu, dass LINSENMAIER (1997a) sein Taxon H. irregulare insulare zuletzt irrtümlich als identisch mit H. caucasium TRAUTMANN 1926 bewertete.
Linsenmaier det. tatsächliche Artzugehörigkeit
H. lampadum die von H. insulare insulare, H. roseum anatolicum, H. limassolense - trichopygum und H. caucasium
sowie einzelne fehlgedeutete H. sculpturatum pseudoroseum - H. lampadum die von H. roseum anatolicum
limassolense - sowie einzelne fehlgedeutete H. chloropygum ottomanum - H. irregulare die von H. insulare insulare und H. caucasium
insulare - sowie einzelne fehlgedeutete H. sculpturatum pseudoroseum - H. irregulare fehlgedeutete von H. insulare insulare und H. caucasium insulare -
Ergänzend sei angemerkt, dass auch Balthasar für H. roseum var. cypriacum Belege beiderlei Geschlechts ("Typi und Paratypi (21)") angibt. Sollte diese Serie, deren Überprüfung mir bisher nicht möglich war, tatsächlich enthalten, würde es sich dabei fraglos um H. roseum anatolicum - handeln. Für wahrscheinlicher halte ich es jedoch, dass die Serie in Wirklichkeit nur aus besteht, zumal Balthasar sich auch beim Geschlecht des Typus von H. sculpturatum var. insulare geirrt hat, der entgegen seinen Angaben (" Holotypus, 1 und 3 Paratypen ") zweifellos ein ist. Unklar bleibt auch, welche Informationen Linsenmaier tatsächlich über H. roseum var. cypriacum BALTH. besass. In seiner Sammlung steckt ein Paratypus dieses Taxons, zu dem er auf einem Zusatzzettel anmerkte: "nec limassolense, Balthasar nimmt diverse Formen unter cypriacum ". Weder Balthasars Publikation noch Linsenmaiers eigenes Belegmaterial bieten eine Grundlage für diesen rätelhaften Kommentar. Bemerkenswert ist zudem, dass Linsenmaier im Jahr 1956 offenbar den Subspecies-Namen " insulana " für die vorgesehen hatte (siehe Anhang) und ihn erst später an Balthasars Vorgabe anglich.
ssp. insulare: Punktierung hinten auf dem Abdomen vergröbert; Schläfen kräftig divergent. Östlich wenigstens bis nach Mittelasien hinein verbreitet. Beleg dafür ist ein
aus Süd-Kasachstan (Karatau Mts.; Coll. Linsenmaier), das in allen Merkmalen den kleinasiatischen Artgenossen gleicht. Ein weiteres kasachisches (Almaty, 1600m, 7/1995), das Linsenmaier mit dem Vermerk "sim. caucasium, Pkt Abd weniger grob" zu diesem gesteckt hatte, gehört indes trotz insulare -ähnlichem Genital zweifellos zu einer anderen Art: Es besitzt auf T2 eine viel feinere, hinten nicht vergröberte Punktierung auf T2 ; zudem ist das Genital etwas kürzer als bei dem insulare - und hat breitere Valvenspitzen.
ssp. mediocrum: Mit dichter feiner abdominaler Punktierung und weniger stark divergierenden Schläfen. Zur Unterscheidung südfranzösischer und korsischer von syntopen sculpturatum - siehe Anmerkung unten bei sculpturatum.
No known copyright restrictions apply. See Agosti, D., Egloff, W., 2009. Taxonomic information exchange and copyright: the Plazi approach. BMC Research Notes 2009, 2:53 for further explanation.