Bankesia cephalonica, Weidlich, 2016

Weidlich, Michael, 2016, Zur Schmetterlingsfauna der Ionischen Inseln Griechenlands mit der Beschreibung neuer Psychiden-Taxa sowie ein Beitrag zu ihrer Köcherfliegenfauna (Lepidoptera, Trichoptera), Beiträge Zur Entomologie = Contributions to Entomology 66 (2), pp. 265-320 : 271-273

publication ID

https://doi.org/ 10.21248/contrib.entomol.66.2.265-320

persistent identifier

https://treatment.plazi.org/id/03BC87C1-5E32-FFF3-4F80-BA3FF316FE57

treatment provided by

Felipe

scientific name

Bankesia cephalonica
status

sp. nov.

Bankesia cephalonica View in CoL spec. nov.

Derivatio nominis: Die neue Art wird nach der Insel Kefalonia benannt, auf der sie offenbar endemisch vorkommt.

Holotypus: ♂, 02.05.2003 (Flügelspanne 13,0 mm. Fig. 1 View Fig ): Europa meridionalis, Greece-West / Kefalonia , Ionische Inseln, Nationalpark Enos-Gipfel , 1600 m NN, leg. Dr. M. WEIDLICH. Er befindet sich in coll. Museum für Naturkunde des Leibniz Institutes in Berlin .

Paratypen (die gezüchteten Exemplare jeweils mit Sack und Puppenhülle): Männchen: 1 ♂ 01.05.2001, 1 ♂ e.p. 06.05.2003 jeweils mit Sack und Puppenhülle, 17♂♂ 02.05.2003, 2 ♂♂ e.p. 09.04.2005, 3 ♂♂ e.p. 10.04.2005,

2 ♂♂ e.p. 11.04.2005, 1 ♂ e.p. 14.04.2005, 4 ♂ e.o. 25.01.2016: Europa meridionalis, Greece-West / Kefalonia, Ionische Inseln, Nationalpark Enos-Gipfel, 1600 m NN .

Weibchen: 1 ♀ 01.05.2003, 1 ♀ e.p. 01.05.2003, 1 ♀ e.p. 04.05.2003, 3 ♀♀ e.p. 05.05.2003, 5 ♀♀ e.p. 06.05.2003, 1 ♀ e.p. 07.05.2003, 4 ♀♀ e.p. 11.04.2005, 2 ♀♀ e.p. 12.04.2005, 3 ♀♀ e.p. 13.04.2005, 1 ♀ e.p. 14.04.2005, 1 ♀ e.p. 15.04.2005, 2 ♀♀ e.p. 16.04.2005, jeweils mit Sack und Puppenhülle, 2 ♀♀ e.o. 25.01.2016, 1 ♀ 27.01.2016: Europa meridionalis, Greece-West / Kefalonia, Ionische Inseln, Nationalpark Enos-Gipfel, 1600 m NN .

Säcke: 75 Säcke 30.04.– 01.05.2001, darunter 12 mit ♀ Puppenhülle ; 29 Säcke 14.– 15.05.2002 darunter 1 mit ♂ Puppenhülle und 4 mit ♀ Puppenhülle ; 82 Säcke 01.05.2003 darunter 2 mit ♀ Puppenhülle ; 39 Säcke 05.05.2015 darunter 3 mit ♂ Puppenhülle und 20 mit ♀ Puppenhülle , 68 Säcke e.o. Januar 2016: Europa meridionalis, Greece-West / Kefalonia, Ionische Inseln, Nationalpark Enos-Gipfel, 1600 m NN, alles leg. Dr. M. WEIDLICH .

Das Typenmaterial umfasst somit 32 ♂♂ und 28 ♀♀, die gezüchteten Ex. jeweils mit Sack und Puppenhülle sowie 293 Säcke. Es befindet sich in den Sammlungen W. R. ARNSCHEID (Bochum / Deutschland) , Naturkundemuseum der Leibniz Gesellschaft (Berlin / Deutschland) , Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m.b.H. ( Innsbruck / Österreich) und Z. TOKÁR ( Michalovce / Slowakei) .

Diagnose: Männchen: Mittelgrosse Falter mit einer Flügelspanne von 11,7 bis 13,4 mm. Augen schwarz, rund und der Augenindex (Quotient aus Augenabstand bis maximalen Augendurchmesser) beträgt etwa das Doppelte des Augendurchmessers. Ocellen vorhanden, die Stirnschopfbehaarung relativ lang, länger als der Augendurchmesser, bestehend aus gelbbräunlichen Härchen, Labialpalpen sehr lang und dreigliedrig.

Die Fühlerlänge erreicht nicht ganz die Länge des Vorderflügelcostalrandes. Fühlergliederzahl 29–32, Basalfühlerglieder dicht bräunlichweiss beschuppt, Fühlerglieder leicht beschuppt und ventral quirlig lang behaart, wobei die Länge der Behaarung etwa das 1,5 fache der Fühlergliedlänge ausmacht (Bereich 15. bis 20. Fühlerglied). Körper ebenfalls bräunlich behaart, letztes Körpersegment etwas heller, gelblichbraun.

Vorderflügel schmal und langgestreckt, Färbung gelblich mit unterschiedlichen, unregelmässig ausgebildeten bräunlichen Flecken, insgesamt matt golden schimmernd. Diskoidalfleck nur schwach ausgeprägt. Deckschuppen breit; vier- und fünfzackig (Klasse IV–V nach SAUTER, 1956). Vorderflügel mit Anhangszelle, ohne Eingeschobene Zelle, 10 Diskoidalzelladern, die alle, bis auf r4 und r5, welche sehr lang gestielt sind, getrennt voneinander entspringen. Bei einem Exemplar tritt r2 und r3 kurz gestiehlt auf. Fransen gescheckt, etwas heller als die Flügelfärbung, Fransenschuppen ein- bis dreizackig, lancettähnlich.

Hinterflügel einfarbig hell bräunlichgrau, Fransen etwas heller, am Apikalrand deutlich dunkler. Sie sind sehr lang und bestehen hauptsächlich aus dreizackigen, lancettähnlichen Schuppen. Die Hinterflügeladerung mit 6 Diskoidalzelladern, die alle getrennt voneinander entspringen.

Vordertibie mit langer Epiphyse, die fast 1/3 der Länge der Vordertibie erreicht und unter einem kräftigen Haarbüschel angeordnet ist. Mitteltibie mit einem, Hintertibie mit 2 Spornpaaren, alle Beine mit 5 Tarsengliedern.

Genitalarmatur dorso-ventral flach ausgebildet, Valven lang und nicht sehr schmal, Sacculus mit Clasper kurz und breit, anal abgerundet. Tegumendach deutlich eingekerbt, Vinculum breit und „v“-förmig, ohne Saccus. Phallus lang, deutlich gebogen und ohne Cornuti ( Fig. 2 View Fig ).

Weibchen: Flügellos, weissgelb bis hellbräunlich, Körperlänge 3,9–4,1 mm in leicht gekrümmter, natürlicher Haltung (ohne Ovipositor), -durchmesser etwa 1,0–1,2 mm.Augen klein schwarz und rund,keine Ocellen, 12–14 Fühlerglieder, Tarsen dreigliedrig. Körperform leicht gekrümmt, schüttere Körperbehaarung, Afterwollhaare silbrig und kranzförmig am 7. Segment vorhanden ( Fig. 3 View Fig ).

Sack: Säcke in den Abmassen sehr unterschiedlich, ein ausgeprägter Geschlechtsdimorphismus ist nicht immer zu erkennen, wenngleich die ♂♂ -Säcke meisten kleiner sind: Länge 7 bis 10,4 mm Breite 2 bis 3 mm, Höhe 2,5 bis 3 mm (adulte Säcke von geschlüpften Imagines) ( Fig. 9 a, e View Fig ). Der Sack ist relativ einheitlich und sehr deutlich dreikantig ausgebildet, die Färbung ist dunkel- bis schwarzbraun. Detritus, Chitinteile, kleine Mollusken und verschiedene Reste von Abies cephalonica charakterisieren den Sack weiterhin.

Differentialdiagnose: Von der Gattung Bankesia TUTT, 1899 wurden bisher vier Arten beschrieben: conspurcatella (ZELLER, 1850) , montanella (WALSINGHAM, 1899) , desplatsella NEL, 1999 und pallida ( STAUDINGER, 1879) . B. conspurcatella kommt in Westeuropa, hauptsächlich im mediterranen Raum, aber auch im altlantischen und subatlantischen Bereich Mitteleuropas nördlich bis nach Dänemark vor. B. desplatsella wurde aus Frankreich bekannt, B. montanella existiert endemisch auf Korsika und B. pallida ist nach 3 ♂♂ aus Amasia (heute Amasyi, in der Türkei) als eine Art von „ Talaeporia “ beschrieben worden ( STAUDINGER, 1879: 268). REBEL (1901: 229) transferiert diese Art in die Gattung Bankesia . Hierzu fehlen neuere Untersuchungen und es ist unklar, ob dieses aufrecht erhalten werden kann.

Die zoogeographisch der neuen Art am nächsten verbreitet ist B. conspurcatella in Calabrien ( Italien) (vergl. WEIDLICH, 2015: 1921). Im Habitus ähnelt die neue Art der B. conspurcatella wie auch B. desplatsella , wenngleich diese im Durchschnitt kleiner sind. Unter- schiede gibt es aber in der Vorderflügelform, diese ist bei bei B. conspurcatella und B. montanella schmaler und sodurch gestreckter wirkend. B. montanella ist weiterhin durch eine weissliche-silbrige Färbung leicht von den beiden anderen Arten zu unterscheiden. Wenngleich die Schuppenklassen der Vorderflügeldeckschuppen identisch sind, ist im Gesamtbild der Anteil der schmaleren Schuppen bei B. cephalonica spec. nov. deutlich höher als bei den beiden anderen Arten.

Auch im Genitalbau lassen sich deutliche Unterschiede finden: Die Valven sind nicht so lang und schmal wie bei B. conspurcatella , B. desplatsella und B. montanella , sondern relativ kurz und kräftig. Der Clasper des Sacculus ist nicht lang und spitz ausgezogen wie bei den verwandten Arten, sondern kurz und kräftig sowie mit Cornuti versehen. Auch der Phallus zeigt eine andere Form, er ist bei der neuen Art deutlich gebogen im Vergleich zur gestreckten, schwach gebogenen Form bei den anderen Bankesia -Arten.

Die Weibchen unterscheiden sich hauptsächlich in der Fühlergliederzahl, B. consurcatella weist 5 bis 6 Glieder auf, B. montanella nur 3 bis 4 Glieder und B. cephalonica spec. nov. verfügt über lange Fühler mit 12–14 Gliedern (inclusive Scapus und Pedicellus). Verschmelzungen der Tarsenglieder auf 2 Segmente, wie sie bei B. conspurcatella und B. montanella des Öfteren zu beobachten ist, wurden bei B. cephalonica spec. nov. bisher nicht beobachtet. Die Weibchen von pallida und desplatsella sind bisher unbekannt.

Weiterhin zeigen auch die Säcke gewisse Unterschiede auf. Diejenigen von B. cephalonica spec. nov. sind im Durchschnitt grösser und haben eine dunklere Färbung als die der anderen Bankesia -Arten.

Die morphologischen Differenzen werden unterstützt durch die vorliegenden genetischen Daten. Die DNA-Isolation und DNA-Sequenzierung erfolgten am CCanadian Centre for DNA Barcoding, Ontario, Canada nach den bei DEWAARD et al. (2008) beschriebenen Standardprotokollen. Mit Hilfe dieser Methoden wurde eine 658 Basenpaare umfassende Region der mitochondrialen Cytochrom C Oxidase I ( COI, Barcodefragment 5‘, 658bp) einschliesslich der 648 Basenpaare des Barcodes isoliert und vervielfältigt und der Berechnung paarweiser genetischer Distanzen mit Hilfe des Kimura 2 Parameter Modells (K2P) unterzogen ( RATNASINGHAM & HEBERT, 2013) .

In den Jahren 2013, 2014 und 2015 wurden DNA- Sequenzen von verschiedenen Psychiden-Taxa, u.a. im Rahmen des iBOL-Projekts „ Psychidae of East- and South-Europe – POESE„ untersucht. Darunter befanden sich B. cephalonica spec. nov. und die weiter unten beschriebenen Reisseronia -Taxa. Von B. cephalonica spec. nov. wurde ein Paratypus ♂, e.p. 14.04.2005: Europa meridionalis, Greece-West/Kefalonia, Ionische Inseln, Nationalpark Enos-Gipfel, 1600 m NN, leg. Dr. M. WEIDLICH untersucht. Das Ergebnis wurde mit den vorliegenden, zugänglichen Daten von B. conspurcatella und B. montanella verglichen. So zeigt die neue Art deutliche Differenzen und weist Unterschiede von 6–7 % zu B. conspurcatella sogar 27 % zu B. montanella auf.

Die im nicht weit entfernten Epirus (Zagoria) vorkommende Pseudobankesia lichenaria WEIDLICH, 2016 unterscheidet sich von B. cephalonica nov. spec. um 36 % (vergl. Tab. 2 und Fig. 4 View Fig ). Die Ergebnisse belegen, dass es sich hier um eine für die Wissenschaft neue Art handelt.

R

Departamento de Geologia, Universidad de Chile

COI

University of Coimbra Botany Department

Kingdom

Animalia

Phylum

Arthropoda

Class

Insecta

Order

Lepidoptera

Family

Psychidae

Genus

Bankesia

Darwin Core Archive (for parent article) View in SIBiLS Plain XML RDF