Ctenomys-Art, 1826

NEHRING, 1886, Sitzungs Bericht der Gesellschaft naturforschender Freunde, Sitzungs Bericht der Gesellschaft Naturforschender Freunde 4, pp. 45-57 : 4

publication ID

https://doi.org/ 10.5281/zenodo.12802658

DOI

https://doi.org/10.5281/zenodo.12802605

persistent identifier

https://treatment.plazi.org/id/03DD8794-DF5F-4506-DAB6-0F635258FADE

treatment provided by

Julia

scientific name

Ctenomys-Art
status

 

Herr NEHRING sprach über eine Ctenomys-Art View in CoL aus Rio Grande do Sul (Süd-Brasilien).

In den Beiträgen zur Kenntniss der Säugethicre SlidBrasiliens (Berlin 1872) spricht Hensel. pag. 126 die Ansicht aus, dass Ctenomys brasiliensis wahrscheinlich im Süden der Provinz Rio Grande do Sul vorkomme, wenngleich er selbst keine Ctenomys -Art in jener Provinz beobachtet habe. Unter diesen Umständen dürfte es interessant erscheinen, dass sich unter den zahlreichen Säugethier-Schädeln welche Herr Ts. Bıschoff kürzlich zur südamerikanischen Ausstellung hierher geschickt hatte '), mehrere Ctenomys-Schädel befinden, die den Beweis liefern, dass thatsächlich in Rio Grande do Sul eine Ctenomys-Art vorkommt. Es ist dieses aber nicht Ct. brasiliensis , sondern eine kleinere Art, welche entweder mit Ct. magellanicııs identisch ist, oder dieser sehr nahe steht.

Die drei vorliegenden Schädel, von denen einer in den Besitz des Herrn Dr. Koxsıı zwei in meinen Besitz übergegangen sind, stammen ans den „ Campos“, welche sich östlich von Mundo Novo (also ziemlich weit nördlich in der Provinz Rio Grande do Sul) in der Nähe der Meeresküste finden. Sie sind von Herrn TH. Bıschoff mit dem Vulgärnamen Tucotuco bezeichnet und in dem Begleit-Manuscripte auf Ct. brasiliensis zurückgeführt. Aber bei genauerer Vergleichung ergiebt sich das Resultat, dass sie hinter dieser Art an Grösse weit zurückbleiben und kaum die normale Grösse des Ct. magellaninus erreichen, obgleich alle drei als erwachsen anzusehen sind, da sie volles Gebiss haben und alle Zähne bereits angekaut zeigen l). Der grösste unter ihnen, welcher offenbar völlig ausgewachsen ist, hat eine Basilarlänge (vom Hinterrande der Nagezahnalveole bis zum Vorderrande des Foramen magnum) von 34 mm, der zweite von 32,3 mm, der dritte von 28,5 mm. Die Totallänge der Schädel beträgt resp. 4 l, 5—39—35,5 mm, die Jochbogenbreite resp. 25-24-22 mm, die grösste Unterkieferbreite resp. 31,5-27(?)-27,6 mm, die Länge der oberen Backenzahnreihe (an den Alveolen gemessen) resp. 9,5-9-8 mm, die Breite der oberen Nagezähne resp. 4,6-4-3,8 mm).

Zum Vergleiche lege ich den Schädel eines Ctenomys aus Süd-Peru vor, welchen Herr Dr. ALPHONS Stübel einst auf seiner bekannten Forschungsreise bei Salitrerao unweit Iquique, etwa 1200 m über dem Meere, erbeutet und mir nachträglich (samınt dem zugehörigen, von Insecten fast gänzlich ruinirten Balge) geschenkt hat. Dieser Schädel dürfte entweder zu Ct. brasiliensis Blainy. oder zu der nahe stehenden Art Ct. boliviensis WATERH. gehören; er stammt von einem völlig ausgewachsenen Individuum und zeigt sehr kräftige Formen. Die Totallänge lässt sich nicht mit voller Sicherheit angeben, da der hintere Theil des Schädels fehlt; ich habe sie auf 57- 58 mm berechnet. Die Jochbogenbreite beträgt 38 mm, die grösste Breite der Unterkieferäste vom Aussenrande des einen Angulus bis zu dem des andern 50 mm 3), die Länge der oberen Backenzahnreihe an den Alveolen 11,7 mu. Die Breite der oberen Nagezähne ist relativ gross; sie beträgt 8 mm, und gerade dieser Umstand spricht für die Zugehörigkeit zu Ct. boliviensis Waterh. '), falls er nicht einfach auf das bedeutende Alter und die kräftige Entwicklung des betr. lndividuuıns zurückzuführen ist.

Jedenfalls kann ich mit voller Sicherheit behaupten. dass die Ctenomys-Art. welche Herr Bıschoff in Rio Grande do Sul beobachtet und durch Einsendung einiger Schädel meiner Untersuchung zugänglich gemacht hat, nicht zu Ct. braıilíeıııiı gehört, sondern entweder zu Gt. magellaniclu Bennet oder zu einer nahe stehenden Art. Vielleicht ist der Tucotuco von Rio Grande do Sul als eine selbständige Art oder doch als eine besondere Varietât des Ct. magellanicus anzusehen; man würde sie in diesem Falle als Ctenomys minutus , resp. als Ct. magellanicus var. minuta bezeichnen können.

Da ich aber vorläufig über das Aeussere der Art Nichts weiss, so behalte ich mir eine erneute, eingehendere Behandlung dieser Frage unter Berücksichtigung der vorhandenen Litteratur für später vor. Ich hoffe, demnächst Bälge des kleinen Tucotuco von Rio Grande do Sul durch Herrn Bischoff zn erlangen. Immerhin ist es sehr wahrscheinlich, dass jener anch im Aeusseren dem Ct. magellanicus gleichen oder ähneln wird. Der Fundort liegt nicht weit entfernt von derjenigen Gegend des Küstendistricts, in welcher die im Sitzungsbericht vom 21. Dec. 1886, pag. 145, Note 2 von mir erwahnten Exemplare von Otaria falclaudica erlegt worden sind, nämlich in der Gegend des Tramandahý-Flusses. Es ist dieses ein in thiergeographischer Hinsicht interessanter Umstand.

Kingdom

Animalia

Phylum

Chordata

Class

Mammalia

Order

Rodentia

Family

Ctenomyidae

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