Perizoma juracolaria (Wehrli, Dr. Dieter Stuning, Bonn, 1919)
publication ID |
https://doi.org/ 10.5169/seals-985961 |
DOI |
https://doi.org/10.5281/zenodo.8086983 |
persistent identifier |
https://treatment.plazi.org/id/03FA87FF-9F3A-E474-FF55-FF1EFCAFFCC1 |
treatment provided by |
Carolina |
scientific name |
Perizoma juracolaria |
status |
|
Der Name juracolaria View in CoL
ist nach den Regeln des ICZN, Art. 45.6.4 verfügbar:
«45.6.4. it is subspecific if first published before 1961 and its author expressly used one of the terms «variety» or «form» (including use of the terms «var.», «forma», «v.» and «f.»), unless its author also expressly gave it infrasubspecific rank, or the content of the work unambiguously reveals that the name was proposed for an infrasubspecific entity, in which case it is infrasubspecific.».
Der Hinweis von Wehrli, er glaube, dass es sich um eine Form handle, die mit dem Gelben Enzian assoziiert sei, unterstreicht den subspezifischen Status im Sinne des ICZN 45.6.4. und schliesst völlig aus, dass der Autor eine zufällige infrasubspezifische Aberration (im Sinne des ICZN) beschrieben hat.
Typus
Dr. Eugen Wehrli (1871–1958) war eifriger Geometridensammler und fundierter Kenner dieser Familie. Seine Sammlung enthält zudem ansehnliche Zukäufe aus den Sammlungen von Boisduval, Guenée, Oberthür, Tancré, Krüger, Pfeiffer, Osthelder, Predota sowie China-Ausbeuten von Stoetzner und Höne. Heute befindet sich Wehrlis Sammlung teilweise im Naturhistorischen Museum Basel, die Geometridensammlung hauptsächlich im Zoologischen Forschungsmuseum Alexander Koenig, Bonn ( Reisser 1958). Aus Wehrlis Erstbeschreibung (1919, l. c.) geht nicht hervor, dass ein Typusexemplar festgelegt worden sei, auch nicht, wie er die, der Beschreibung der juracolaria zugrunde liegenden Tiere erhalten habe.
Dank der grosszügigen Mithilfe von Dr. Dieter Stüning (Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig, Bonn), ist es gelungen, das Typusexemplar zu finden. Es handelt sich dabei um dasselbe Weibchen, das in der Erstbeschreibung ab- gebildet ist, erkennbar am markanten Bein (inzwischen ist der Tarsus abgebrochen) oberhalb des Kopfs und der kopfstehenden Fundortsetikette. Das Tier ist mit einer roten Etikette «Typus» gekennzeichnet. Nach Rücksprache mit Dr. Stüning (Bonn) legt der Zweitautor dieses Tier als Lectotypus der Larentia juracolaria Wehrli, 1919 fest und ergänzt es mit einer entsprechenden Etikette.
Typenspezifikation:
Ersttaxon: Lar [entia] alpicolaria juracolaria , f.nov.
Typus: Weibchen.
Typendeposition: Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig, Bonn. (veri-
fiziert 9. Januar 2014).
Locus typicus: Schweiz, Solothurner Jura, 4515 Weissenstein (SO)* (gemäss Typus-
etikette, ergänzt).
* In der zeitgenössischen Literatur wird «Weissenstein» sowohl für eine Lokalität im Jura als auch für das heutige «Crap Alv» am Albulapass (Graubünden) benutzt. Die Erstbeschreibung sagt klar, dass es sich um eine Art aus dem Jura handle, Crap Alv ist somit auszuschliessen.
Systematik und Taxonomie
1838 beschrieb Herrich-Schäffer (l.c.) eine Larentia obsoletata von den Ostalpen (Locus typicus: Schneeberg, Österreich). Heute verstehen wir darunter die
alpine-ostalpine Perizoma obsoletata (Herrich-Schäffer, 1838).
1848 ersetzte Herrich-Schäffer (l.c.) seine obsoletata durch alpicolaria , da er fälschlicherweise glaubte, der Name Larentia obsoletata sei ungültig und bereits durch Boisduval verwendet worden: «117. Alpicolaria … – obsoletata m. in Deutschl. Ins. muss anders heissen, weil Boisd. eine Obsoletata hat». Der Locus typicus der Larentia alpicolaria entspricht somit der obsoletata (H.-S., 1838): «Schneeberg, Österreich ». Larentia alpicolaria H.-S., 1848 ist jüngeres objektives Synonym der Larentia obsoletata Herrich-Schäffer, 1838 . 2005 haben Berard et al. (l. c.) er- kannt, dass Perizoma juracolaria (Wehrli, 1919) gegenüber Perizoma obsoletata (Herrich-Schäffer, 1848) aufgrund unter- schiedlicher Flügelzeichnung und unter- schiedlicher Genitalien zu differenzieren ist. Die Autoren erwähnen, dass sie we- der die Erstbeschreibung noch das Typus- exemplar hätten finden können.
In Ebert (2002: 55) wird Perizoma obsoletata abgebildet und im Text darauf hingewiesen, die Raupe lebe an Gentiana lutea und Gentiana asclepiadea . Foto- grafie des Falters, die Angabe der Fut-
terpflanze und die geografische Lage werten wir als Hinweis, dass es sich dabei um Perizoma juracolaria handelt, und nicht wie angegeben um Perizoma obsoletata .
Aktuelle Funde werden vom Hochschwarzwald und der Schwäbischen Alb genannt. Im systematischen Teil zur Art wird das Taxon juracolaria nicht erwähnt.
Leraut (2009: 660–661) erwähnt einerseits die Perizoma obsoletata (Herrich- Schäffer, 1838) und bildet dazu deren männliches Genitale ab. Als Verbreitung nennt er Alpen und Pyrenäen. Des weitern führt er Perizoma alpicolaria (Herrich- Schäffer, 1848) als eine andere Art auf, die P. juracolaria ( Wehrli, 1919) erwähnt er dabei nicht. Er nennt als Raupenpflanze der alpicolaria (sensu Leraut) Gentiana lutea , bildet das männliche Genitale ab und nennt als Verbreitung Frankreich und Korsika ( ssp. reisseri Schawerda, 1932 ). Leraut erwähnt nicht, weshalb er das Taxon alpicolaria als gültig erachtet und zur Bezeichnung der Jura-Art benutzt. Es sei hier nochmals daran erinnert, dass Herrich-Schäffer 1848 das Taxon alpicolaria ausdrücklich als Nomen novum pro Larentia obsoletata geschaffen hat. Da Perizoma obsoletata (Herrich-Schäffer, 1838) aber als gültig erachtet wird, ist Perizoma alpicolaria objektives jüngeres Synonym von P. obsoletata , somit nicht verfügbar, und Perizoma juracolaria ( Wehrli, 1919) gültiger Name für die treffend bezeichnete Perzioma -Art mit Hauptverbreitung im Jura.
Mironov (2003: 47–49) erwähnt das Taxon juracolaria Wehrli, 1919 unter Perizoma obsoletata (Herrich-Schäffer, 1838) als infrasubspezifisch. Die Arbeit von Berard et al. von 2005, dank welcher Perizoma juracolaria Wehrli, 1919 Artstatus erhalten hat, wird weder im Text noch im Literaturverzeichnis erwähnt.
Differenzialdiagnose P. obsoletata und P. juracolaria
Neben den bereits in der Erstbeschreibung von Wehrli (1919) angegebenen Merkmalen sei speziell auf die folgenden Unterschiede im Aussehen hingewiesen:
P. obsoletata ( Abb. 7 View Abb ): dunkler Fleck am Zellende der Vorderflügel (Vfl.) auf dunkler Hintergrundfärbung und daher wenig auffällig. Äussere Begrenzung des Antemedianfeldes steht rechtwinklig auf dem Vfl.-Hinterrand.
P. juracolaria ( Abb. 8 View Abb ): dunkler Fleck am Zellende der Vfl. auf heller Hinter- grundfärbung und daher auffällig. Äussere Begrenzung des Antemedianfeldes steht spitzwinklig auf dem Vfl.-Hinterrand.
Unterschiede in den männlichen Genitalstrukturen:
P. obsoletata ( Abb. 9a View Abb ): Uncus sehr lang mit zugespitzt löffelförmigem Ende. Valven mit lappig ausgebuchtetem Aussenrand.
P. juracolaria ( Abb. 9b View Abb ): Uncus kurz mit breiter Basis. Valven schmaler mit mehr oder weniger parallel verlaufenden Aussen- und Innenrändern.
Unterschiede in den weibli- chen Genitalstrukturen: P. obsoletata (Abb. 10a): Bursa mit länglichem, unre- gelmässigem Signum. Duc- tus bursae vor der Bursa mit sklerotisiertem Ring in der Form eines sich nach unten verengenden Kegelstumpfes. Dieses Merkmal hat sich al- lerdings als ziemlich varia- bel erwiesen. P. juracolaria (Abb. 10b): Bursa mit rund- lichem Signum. Ductus bur- sae vor der Bursa mit sklero- tisiertem Ring in der Form
eines Zylinders.
Schweizer Verbreitung und Biologie von P. juracolaria Die Sammlungen in Museen und im Privatbesitz sind bis- her mit wenigen Ausnahmen vom Erstautor noch nicht über- prüft worden. Mehrere An- gaben über das Vorkommen
von P. juracolaria liegen für das ganze Juragebiet vor (Kantone Solothurn, Bern, Neuenburg und Waadt) und stammen von den beiden Autoren und von Philippe Dubey, Neuchâtel. Im Naturhistorischen Museum Bern (NHMB) fand sich neben mehreren Belegen von P. obsoletata aus dem Alpengebiet (Kantone Bern, Wallis, Graubünden) auch ein Weibchen von P. juracolaria aus dem Wallis: Mollens s. Sierre, 17. Juli 1976 (coll. Moser, NHMB). Der bisherige noch sehr lückenhafte Kenntnisstand lässt darauf schliessen, dass P. juracolaria vor allem im Jura und vermutlich auch in den Westalpen (Waadt, Wallis) verbreitet ist. Daneben dürften die von Steiner (in Ebert 2002) aufgeführten Funde aus dem Hoch- schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb ebenfalls P. juracolaria zuzurechnen sein. Robineau (2007: 61) gibt weiter Ost- und Zentralfrankreich als Verbreitungs- gebiet an. In der Schweiz wurde P. juracolaria bisher in Lagen oberhalb von 1000 m angetroffen. An wenigen Stellen steigt sie auch bis 750 m hinab. Im Jura sind die Habitate steile Südhänge mit reichen Beständen an Gelbem Enzian Gentiana lutea ( Abb. 11–12 View Abb View Abb ), in deren Samenkapseln sich die Raupen entwickeln. Für die Raupen von P. obsoletata liegen aus dem Alpengebiet mehrere Funde an Purpur-Enzian Gentiana purpurea und Getüpfeltem Enzian Gentiana punctata vor.
No known copyright restrictions apply. See Agosti, D., Egloff, W., 2009. Taxonomic information exchange and copyright: the Plazi approach. BMC Research Notes 2009, 2:53 for further explanation.
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