Mecaspis alternans (Herbst, 1795)
publication ID |
https://doi.org/ 10.5169/seals-986128 |
DOI |
https://doi.org/10.5281/zenodo.8040258 |
persistent identifier |
https://treatment.plazi.org/id/16385A2A-6175-FFFC-FF0A-FCDFDFF39418 |
treatment provided by |
Carolina |
scientific name |
Mecaspis alternans |
status |
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Beobachtungen zur Biologie View in CoL View at ENA
Anlässlich einer Exkursion am 18. März 2011 wurde die bereits bekannte Fundstelle bei Fully (Les Salaux, Schweizer Koordinaten: 574.904 / 110.308, 550 m ü.M.) am frühen Nachmittag bei guter Witterung (Sonnenschein und ca. 14 °C) nochmals auf M. alternans ( Abb. 1A View Abb ) überprüft. Das Biotop ist ein Auffangbecken für den von Norden her einfliessenden Bergbach. Dabei wurde das grobkieselige Substrat in Form einer grossen, ca. 200 m durchmessenden Arena aufgeschüttet ( Abb. 1B View Abb & 2A View Abb ). Die nach innen weisenden Seiten fallen im Bereich der durchquerenden Strasse in einem Winkel von ca. 35° ab. In der Nähe des Bachs und entlang der nach Osten exponierten Seiten wächst Pastinaca sativa urens an diesen aufgeschütteten Seiten besonders üppig, bis über 30 Pflanzen wurden pro m² gezählt. Hier wurden keine Käfer festgestellt.
Im südexponierten und daher trockeneren Bereich wachsen nur noch einzelne (etwa 3 Pflanzen pro m²) und deutlich kleinere P. sativa urens ( Abb. 1B View Abb ). Nur dort wurden typische Frassspuren von M. alternans gefunden ( Abb. 2B View Abb ). Die insgesamt über ein Dutzend beobachteten Tiere sassen unter den Blattfiedern am Wurzelhals oder wurden pärchenweise in selbst gegrabenen Gängen entlang der Wurzel bis zu 6 cm unterhalb der Pflanzenrosetten mit Hilfe einer Gartenschaufel ausgegraben.
Entlang der freigelegten Wurzel, welche in drei Fällen bis ca. 14 cm Länge ausgegraben wurde, konnten angeheftete Klümpchen aus Steinchen, Raspelspänen von der Wurzel und klebrigem schwarzem Kot entdeckt werden ( Abb. 1C–D View Abb ). Jedes dieser Klümpchen (4 bis 6 pro Wurzel) enthielt ein olivgrünes, ca. 1mal 1.2 mm grosses Ei ( Abb. 1E View Abb ). Die Eier waren vermutlich erst kürzlich abgelegt worden; die schützenden Klümpchen waren teilweise noch feucht.
Fünf Belegtiere wurden mitgenommen und zehn Tage bei Zimmertemperatur im Terrarium gehalten. Dabei wurde eine Pastinakpflanze (60× 10 mm) vertikal in 60 mm Erdsubstrat gesteckt. Zwei kopulierende Pärchen legten 20–30 mm unter der Erdoberfläche insgesamt 13 Eier in der oben beschriebenen Weise um die Wurzel herum ab. Dabei enthielten drei grössere Klümpchen je zwei Eier.
Berichte über das Eiablageverhalten von M. alternans fehlten bisher. Dieckmann (1983) berichtete vom Erscheinen der Käfer in Südfrankreich ab April und von einer Eiablage, die nicht direkt beobachtet werden konnte. Vorliegende Beobachtungen zeigen, dass die Eiablage bereits früher im Jahr (im März) stattgefunden haben dürfte und möglicherweise daher unbeobachtet geblieben war. Funde junger Larven wurden in Daucus carota L. (wiederum in Südfrankreich) Mitte Mai gemacht ( Dieckmann 1983). Auch die Wirtspflanze Pastinaca sativa urens wird hier erstmals gemeldet. Bisher lagen ausschliesslich Beobachtungen an Daucus carota vor ( Hoffmann 1950, Scherf 1964, Dieckmann1983).Allerdings vermutete Dieckmann (1983) bereits, dass auch weitere Apiaceae besiedelt werden könnten: «…vielleicht auch noch auf anderen Doldengewächsen…»
Zuchtberichte
I) Fünf der 13 Eier, abgelegt zwischen 19. bis 28. März, schlüpften bis zum 4. April 2011 ( Abb. 3A View Abb ). Den rund 1 mm langen Junglarven wurden, da einfacher verfügbar, handelsübliche Karotten ( Daucus carota ssp. sativus ) gefüttert. Dabei frassen sich die Larven Gänge in die 10× 20 mm grossen Stücke hinein ( Abb. 3B & C View Abb ). Die 5 erhaltenen Larven zeigten gegenüber ihren Artgenossen aggressives Verhalten (Bisse), und 4 der Larven starben. Eine Larve wurde an Daucus carota weitergezüchtet (alle 3–5 Tage an frische Karottenstücke umgesetzt) und erreichte bis zum 4. Mai eine Grösse von 3 mm (gemessen an der gestreckten Larve von der Kopfkapsel bis zum letzten Segment). Danach starb die Larve ab.
II) Eine der am 18. März 2011 freigelegten (und bereits vorher mit Eiern belegten) Pastinaca sativa urens -Wurzeln wurde in einen Topf gepflanzt und regelmässig gegossen. Am 25. April starb die Pflanze ab und bei der nachfolgenden Untersuchung wurde im unteren Wurzelbereich eine bereits 10 mm grosse Larve festgestellt ( Abb. 3D View Abb ). Diese wurde an Daucus carota weitergezüchtet, wobei sie alle 4–5 Tage in frische, senkrecht stehende Karotten in einer Aushöhlung im Wurzelhals wiedereingesetzt wurde. Am 20. Mai wurde die Larve nach Einstellen ihrer Frasstätigkeit auf sandiges Substrat gesetzt, worauf sie sich – vermutlich zur Verpuppung – eingrub. Am 27. Mai wurde die Larve (Grösse 13 mm) während einer Kontrolle leblos aus einer Erdhöhle entnommen.
Die unterschiedlichen Grössen der beiden Larven der Zuchten I und II ( Abb. 3E View Abb ) erstaunen etwas, liegen die Schlupftermine doch nur etwa 12 Tage auseinander. Sicher boten jedoch die etwas konstanteren Bedingungen in der Wurzel der Topfpflanze die Voraussetzung für eine deutlich schnellere Entwicklung. Die Zucht erwies sich insgesamt jedoch als schwierig, beide Larven starben vor der Verpuppung ab. Insbesondere die Feuchtigkeit und damit möglicher Pilzbefall der dargebotenen Wurzeln konnten nur bedingt kontrolliert werden.
Verbreitung in der Schweiz und Aktivität
Die Fundpunktkarte von Mecaspis alternans wurde auf Grund von ausgewerteten Sammlungsdaten (siehe oben) und den Literaturmeldungen in Täschler (1872), Rätzer (1884, 1888), Stierlin (1898, 1906), Stierlin & Gautard (1867), Fontana (1925, 1947) und Hugentobler (1966) erstellt. Die Karte ( Abb. 4 View Abb ) zeigt eine deutliche Präferenz von M. alternans für xerotherme Standorte. Die Auswertung der nachträglich ermittelten Höhe von 53 Fundorten zeigt eine mittlere Höhenverbreitung von 526 m ü.M.
Nur drei Funde mit genauen Angaben (VS, Euseigne , 950 m ü. M., leg. T. Steck ( NMBE); VS , Betten , 1200 m ü.M., leg. E. Kobel ( NMBE); BE, Rosenlaui, 1360 m ü.M., aus Stierlin & Gautard (1867)) und die unsichere Angabe aus dem Simplongebiet ( Rätzer 1884, 1888), welche in der damaligen Liste mit einem Fragezeichen versehen ist (kein Belegtier in der coll. A. Rätzer im NMBE), liegen in der montanen Zone. M. alternans wurde bei uns jedoch vorwiegend in der kollinen Höhenstufe gefunden.
Von 82 verschiedenen Datensätzen (Sammlungs- und Literaturdaten) konnten nur deren 14 (17 %) nach 1960 zusammengetragen werden. Sie stammen aus dem östlichen (SG: 1 Ex.) und westlichen Mittelland (VD: 1 Ex.), der Alpensüdseite (TI: 6 Ex.) und überwiegend aus den westlichen Zentralalpen (VS: 17 Ex.). Es darf angenommen werden, dass die intensive Landwirtschaft und ein zunehmender Mangel an Ruderalstandorten Gründe für das Verschwinden von M. alternans aus den nördlichen Gebieten sind.
Von den vorliegenden 99 Individuen von M. alternans aus der Schweiz konnten Angaben zu 89 verwendet werden, um die Verteilung der Funddaten übers Jahr zu zeigen (Abb. 5). Funde liegen von März bis Oktober vor, dabei findet sich ein Maximum von 25 gesammelten Individuen im Monat Mai. Dieckmann (1983) erwähnte, auf der Basis von mehrheitlich ausserhalb Mitteleuropas gesammelten Funddaten, eine Aktivitätszeit von April bis Dezember.
NMBE |
Switzerland, Bern, Naturhistorische Museums |
No known copyright restrictions apply. See Agosti, D., Egloff, W., 2009. Taxonomic information exchange and copyright: the Plazi approach. BMC Research Notes 2009, 2:53 for further explanation.
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