Cicadellidae
publication ID |
https://doi.org/ 10.5281/zenodo.13320473 |
persistent identifier |
https://treatment.plazi.org/id/552287FF-6662-270A-1423-FEA6EB6AFCAA |
treatment provided by |
Felipe |
scientific name |
Cicadellidae |
status |
|
Wir besprechen die Unterfamilien in alphabetischer Reihenfolge.
Agalliinae , Aphrodinae , Cicadellinae : Aus Tab. 3 geht hervor, welche Arten aus der Unterfamilien der Agalliinae , Aphrodinae und Cicadellinae an den jeweiligen Standorten gefunden wurden. Die drei nachgewiesenen Agalliinae waren lokal recht häufig und in Hecke, Weingarten und Brache gleichermassen vertreten. In Deutsch Schützen mag sich die Nachbarschaft des Luzerne – Feldes insbesondere für die an Fabaceae saugende Anaceratagallia ribauti (OSSIANNILSSON 1938) positiv ausgewirkt haben, ebenso wie auf Agallia consobrina CURTIS 1833 , die eine hohe Krautschicht bevorzugen soll.
Die beiden Spezies der Aphrodinae sind hingegen Einzelfunde.
Cicadella viridis (LINNAEUS 1758) wurde lediglich in wenigen Exemplaren im Weingarten, nicht aber in der Brache oder an Hecken, aufgefunden. Die Art ist in weiten Teilen Europas häufig in Weingärten zu beobachten (MAIXNER & HOLZ 2003).
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Deltocephalinae : Die Deltocephalinae sind die artenreichste Unterfamilie (39 Spezies) auf den von uns untersuchten Standorten. Ganz besonders gilt dies für die Standorte Klosterneuburg (28) und Langenzersdorf (25) ( Tab. 4).
Am individuenreichsten - insbesondere an den beiden letztgenannten Orten - erwiesen sich Arten aus der Gattung Macrosteles und da besonders M. cristatus (RIBAUT 1927) , M. laevis (RIBAUT 1927) und M. sexnotatus (FALLÉN 1806) . Da wir jedoch die Weibchen der drei Arten nicht unterscheiden konnten, sind uns keine Aussagen zu relativer Abundanz oder Populationsdynamik möglich.
Ebenfalls zu den häufigen Arten in Klosterneuburg und Langenzersdorf gehört Macrosteles sardus RIBAUT 1948 . Diese Art ist im letzten umfassenden Kompendium der österreichischen Zikadenarten ( HOLZINGER 1996) nicht erwähnt und wird in dieser Arbeit erstmals in Österreich nachgewiesen. Aus Abbildung 2 View Abb ist das Auftreten der Art im Jahresverlauf 2005 ersichtlich, es waren zwei Generationen zu beobachten. Alle Individuen wurden im Weingarten gefangen, obwohl die Art laut Literatur ein Besiedler von Überflutungsflächen ist (BIEDERMANN & NIEDRINGHAUS 2004).
Erwähnenswert sind Fänge von Macrosteles variatus (FALLÉN 1806) , die von Mai bis August in Zemendorf gemacht wurden. Insgesamt wurden fünf Individuen gefangen, davon drei Männchen. Der Aedeagus aller drei Individuen weicht signifikant von dem in OSSIANNILSSON (1983) für diese Art dargestellten ab. Danach sollten vom Aedeagus-
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schaft zwei seitwärts gerichtete, kurze, dornartige Läppchen ausgehen, sowie zwei lange, schlanke Anhänge, die sich nahe ihrer Ausgangsbasis überkreuzen, sodass der linke Anhang nach rechts, der rechte nach links biegt. Die Anhänge krümmen sich unweit ihrer Ausgangsbasis sehr stark, wodurch sie parallel zum Schaft liegen. Ihre Länge beträgt etwa 2/3 des Schaftteils, dem sie anliegen. Die Aberration betrifft die langen schlanken Anhänge, die schraubig wachsen und dabei – je nach Individuum – sich zwei- bis dreimal umeinander krümmen ( Abb. 3 View Abb a-b). Die schraubige Gestalt entsteht wahrscheinlich durch unterschiedlich schnelles Wachstum innen und aussen. Im Normalfall besteht dieses unterschiedliche Wachstum vermutlich nur kurz, sodass die basale Überkreuzung entsteht. Bei den von uns gefangenen Individuen scheint es hingegen dauerhaft zu bestehen, wodurch die Schraubengestalt entsteht, und ausserdem schwächer zu sein, da die erste Überkreuzung weiter von der Anhangbasis entfernt erfolgt, als von OSSIANNILSSON (1983) dargestellt. Die Anhänge sind sehr elastisch. Ob es sich bei dieser Abberation um eine Defektmutante handelt – in diesem Fall müssten alle untersuchten Männchen von einem einzigen Weibchen abstammen – oder eine funktionsfähige lokale Variante, möglicherweise als Ausdruck von Evolution in statu nascendi, lässt sich derzeit nicht sagen. Wir beabsichtigen aber 2006 die Art wieder zu fangen, um diese Frage zu klären.
Auffallend häufig an den Standorten Klosterneuburg und Langenzersdorf war weiters die Gattung Psammotettix und zwar besonders P. alienus (DAHLBOHM 1850) . Das jahreszeitliche Auftreten der Art an den genannten Standorten im Jahr 2005 ist in Abbildung 2 View Abb dargestellt. P. alienus wurde weiters in Lutzmannsburg gefangen. Von FRÖHLICH (1996) wurde die Art an vielen Stellen rund um den Neusiedlersee beobachtet.
Auch Neoaliturus fenestratus (HERRICH- SCHÄFER 1834) trat in Klosterneuburg und Langenzersdorf in den höchsten Individuenzahlen auf. Die Abundanz im Verlauf der Vegetationsperiode 2005 ist in Abbildung 2 View Abb dargestellt. An beiden Standorten sind wahrscheinlich drei Generationen aufgetreten. Obwohl sie an unserem Versuchsstandort in Illmitz nicht beobachtet werden konnte, scheint die Art im Bereich des Neusiedlersees häufig zu sein ( FRÖHLICH 1996). Vereinzelt wurde die Trauerzirpe auch in Deutsch Schützen beobachtet.
Auch Errastunus ocellaris (FALLÉN 1806) gilt als Bewohner von Ruderalflächen. In unserer Untersuchung trat die Art im "gestörten" Biotop Weingarten an allen Standorten ausser Illmitz teilweise häufig auf.
Überall ausser in Illmitz verbreitet und stellenweise häufig war Anoplotettix fuscovenosus (FERRARI 1882) . Man weiss von dieser Art, dass die adulten Tiere im Sommer die Reben besiedeln und dort auch Eier ablegen ( ALMA 1995; BOSCO et al. 1997). Ihre weite Verbreitung in den Weingärten ist somit erklärbar. Die adulten Tiere sind besonders von Mitte Juni bis Mitte August zu finden ( Abb. 2 View Abb ).
Eine weitere für Österreich bisher nicht beschriebene Art ist Phlogotettix cyclops RIBAUT 1948 . Zwar wurden nur Einzelfunde gemacht, aber immerhin an fünf Standorten – die Art ist also im Osten Österreichs weit verbreitet. Alle Fänge erfolgten im August und im September. In Zemendorf wurde die Art im Heckenbereich und im angrenzenden Weingarten, in Deutsch Schützen im Heckenbereich, in Lutzmannsburg in der Obstanlage (Zwetschke) und in Klosterneuburg sowie in Langenzersdorf im Wein-
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garten gefangen. Eine Assoziation mit dem Lebensraum "Weingarten" kann demnach nicht hergestellt werden.
Auch bei den anderen noch nicht erwähnten Arten aus der Familie der Deltocephalinae kann eine Assoziation mit dem Lebensraum Weingarten nicht festgestellt werden, es wurden auch stets nur Einzelexemplare gefangen.
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Deutsch
Schützen
Lutzmannsburg Zemendorf Illmitz Klosterneuburg Langenzersdorf Krems Monate) (Sammelzeitpunkt
Allygidius abbreviatus (LETH. 1878) x VII-VIII Allygidius atomarius (F. 1794) x x VI-VII Allygidius furcatus (FERR. 1882) x X
Allygus modestus SCOTT 1876 x x VI-IX Anoplotettix fuscovenosus (FERR. 1882) x x x xx xx VI-X Arcocephalus longiceps (KBM. 1868) x VI Arthaldeus striifrons (KBM. 1868) x x x VIII, IX
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Deutsch
Schützen
Lutzmannsburg Zemendorf Illmitz Klosterneuburg Langenzersdorf Krems Monate) (Sammelzeitpunkt
Artianus interstitialis (GERM. 1821) x VII, VIII
Balclutha calamagrostis OSS. 1961 x V
Balclutha sp. x VI
Cicadula placida (HORV. 1897) x x X
Cicadula sp. x VII
Deltocephalus pulicari s (FALL. 1806) x IX
Elymana sulphurella (ZETT. 1828) x x x VII, VIII
Errastunus ocellaris (FALL. 1806) xx x xx xx x V-X
Euscelidius variegatus (KBM. 1858) x VIII, IX
Euscelis incisus (KBM. 1858) x x x VII-X
Fiberiella florii (STÅL 1864) x x x VI, IX, X
Hardya tenuis (GERM. 1821) x x x X
Japananus hyalinus (OSB. 1900) x x x VIII, IX
Jassargus obtusivalis (KBM. 1868) x VIII, IX
Macrosteles cristatus (RIB. 1927) xx xx xx V-X
Macrosteles laevis (RIB. 1927) x xx xx x V-X
Macrosteles sardus RIB. 1948 xx x VI-X
Macrosteles sexnotatus (FALL. 1806) x x xx V-X
Macrosteles variatus (FALL. 1806) x VI-VIII
Macrosteles sp. x V, VIII
Metalimnus steini (FIEB. 1869) x VI
Mocuellus collinus (BOH. 1850) x xx xx VI-VIII, X
Mocydia crocea (H.-S. 1834) x x VIII-X
Neoaliturus fenestratus (H.-S. 1834) xx xx VI-X
Ophiola cornicula (MARSH. 1866) x x V-VII
Ophiola decumana (KONTK. 1949) x xx x V-VI, VIII-IX
Phlogotettix cyclops RIB. 1942 x x x x x VIII, IX
Platymetopius rostratus (H.-S. 1834) x IX
Psammotettix alienus (DHLB. 1850) x xx xx x VII-IX
Psammotettix cephalotes (H.-S. 1834) x V
Psammotettix kolosvarensis (MATS. 1908) x IX
Speudotettix subfusculus (FALL. 1806) x V
Streptanus aemulans (KBM. 1868) x x x x VI, VII, IX
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Für die Zikaden der Unterfamilie Idiocerinae gelangen jeweils nur Einzelfänge ( Tab. 5), ein unmittelbarer Bezug zum Weinbau ist nicht gegeben. Viridicerus ustulatus (MULSANT & REY 1855) wird mit Flussauen und ähnlichen Habitaten assoziiert und wurde von uns unweit eines kleinen Sees in Illmitz aber auch im Weingarten in Klosterneuburg aufgefunden.
Macropsinae : Auch die beiden Macropsinaearten ( Tab. 5) unserer Sammlung sind Einzelfunde ohne Bezug zur Rebe. Dies gilt besonders für die monophage Macropsis scotti EDWARDS 1920 , die in einer Hecke in Zemendorf gesammelt wurde ( M. scotti findet sich ebenfalls nicht in der bereits erwähnten Liste der Zikadenarten Österreichs, aber wir können eine Verwechslung mit M. scutellata (BOHEMAN 1845) nicht völlig ausschliessen, weshalb wir keinen Erstnachweis für Österreich proklamieren). Macropsidius sahlbergi (FLOR 1861) gilt als Trockenrasenbesiedler und findet anscheinend in den Weingartenbegrünungen der Standorte Klosterneuburg und Langenzersdorf geeignete Lebensbedingungen.
Megophthalminae : Die beiden Arten der Gattung Megophthalmus sind ebenfalls nur in geringer Individuenzahl gefangen worden ( Tab. 5). Megophthalmus scanicus (FALLÉN 1806) wurde in Nachbarschaft des Luzernefeldes gefunden (Hecke), aber auch auf einer Brache. Megophthalmus scabripennis EDWARDS 1915 wurde in Einzelexemplaren im Weingarten in Klosterneuburg gefangen. Nach Holzinger (persönliche Mitteilung) eig-
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nen sich die in dieser Untersuchung angewendeten Fangmethoden für die Erfassung von Megophthalmus weniger, die Artenzahlen könnten somit unterschätzt worden sein. Weitere Arbeiten unter Zuhilfenahme eines Saugers sind für 2006 geplant.
Die Familie der Typhlocybinae ist sicher jene Unterfamilie, die die individuenreichsten Spezies unserer Sammlung stellt. Mit 22 Arten ist sie aber auch die nach den Deltocephaline artenreichste Unterfamilie der Cicadellidae . Welche Arten an den jeweiligen Versuchsstandorten beobachtet wurden, geht aus Tab. 6 hervor.
Die individuenreichste Art ist natürlich Empoasca vitis (GÖTHE 1875) , die grüne Rebzikade, die mit Ausnahme der Schlupffallen in allen Fallen der Weingärten, Brachen, Hecken und Obstanlagen sehr häufig war, wobei in Illmitz verhältnismässig geringe Abundanzen zu verzeichnen waren. E. vitis hat im Untersuchungsgebiet zwei Generationen, wobei aber das Verhältnis der beiden Populationsmaxima zueinander je nach Standort sehr unterschiedlich ist ( Abb. 4 View Abb ). An den 2004 untersuchten Standorten Zemendorf und Krems ist ein sehr grosser Unterschied zwischen Frühjahrs/Sommer- und Herbstmaximum festzustellen. An den beiden anderen, 2005 analysierten Standorten Lutzmannsburg und Deutsch Schützen ist dies nicht der Fall. Möglicherweise ist dies eine Folge differenter Insektizidanwendung.
Ebenfalls weit verbreitet und lokal sehr häufig sind mehrere Eupteryx – Arten, nämlich E. atropunctata (GOEZE 1778) , E. calcarata OSSIANNILSSON 1936 und E. curtisii FLOR 1861 , sowie Emelyanoviana mollicula (BOHEMAN 1845) und Zyginidia pullula (BOHEMAN 1845) . Die Populationsentwicklung im Verlauf der Vegetationsperiode 2005
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an den Standorten Klosterneuburg und Langenzersdorf findet sich für E. mollicula und E. atropunctata in Abb. 4 View Abb . Für E. mollicula können an beiden dargestellten Standorten drei Generationen abgeleitet werden. Bei E. atropunctata zeigten sich am Standort Klosterneuburg drei Generationen, am Standort Langenzersdorf war die Generationsanzahl nicht so klar erkennbar.
Zygina – Arten sind in Deutsch Schützen, Lutzmannsburg und Zemendorf frequent (eine Bestimmung auf Artniveau war uns nicht möglich). Bedeutende Individuenanzahlen werden aber nur im Heckenbereich, auf Brachen und in der Obstanlage erreicht.
In Krems, Klosterneuburg und Illmitz war Arboridia erecta (RIBAUT 1931) oft zu beobachten, vor allem in der Brache in Illmitz und bei Krems im Weingarten. Nahrungspflanzen dieser Art sollen vor allem Laubbäume sein. In Klosterneuburg ist der Versuchsstandort von zahlreichen Laubbäumen umgeben, dagegen findet sich in Illmitz im weiten Umkreis nur Eleagnus angustifolia L., in Krems überhaupt kein Laubbaum.
Typhlocyba quercus (FABRICIUS 1777) war vor allem in Deutsch Schützen häufig, wohl als Folge des nicht zu weit von den Sammelstellen entfernten eichendominierten Waldes.
Bei allen anderen Typhlocybinae handelte es sich um Einzelfänge.
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Unter diesen war bemerkenswert, dass Zyginella pulchra LÖW 1885 bei uns in zwei Farbvarianten auftritt. Die Art wurde in Deutsch Schützen, Zemendorf und Klosterneuburg aufgefunden, jeweils in wenigen Exemplaren. Während die Exemplare aus Deutsch Schützen und Klosterneuburg die Flügelfärbung zeigten, die u.a. bei BIEDERMANN & NIEDRINGHAUS (2004) beschrieben ist, wies das Exemplar aus Zemendorf zwei grosse, schwarze Flecken an den Flügeln auf, die die Aussenkante proximal (kurz vor der Kantenmitte) und distal (deutlich hinter der Kantenmitte) berühren. Die Flügelzeichnung entsprach der von DELLA GIUSTINA (1989) beschriebenen forma mariannae.
Alebra coryli LE QUESNE 1977 wird in HOLZINGER 1996 nicht als für Österreich nachgewiesene Art geführt, wir melden aber keinen Erstnachweis, weil wir trotz des ventral hellen Abdomens eine Verwechslung mit A. albostriella (FALLÉN 1826) nicht völlig ausschliessen können.
No known copyright restrictions apply. See Agosti, D., Egloff, W., 2009. Taxonomic information exchange and copyright: the Plazi approach. BMC Research Notes 2009, 2:53 for further explanation.