Euphrasia L.

Hess, Hans Ernst, Landolt, Elias & Hirzel, Rosmarie, 1976, Flora der Schweiz und angrenzender Gebiete. Band 3. Plumbaginaceae bis Compositae (2 nd edition): Scrophulariaceae, Birkhaeuser Verlag : 247-241

publication ID

https://doi.org/ 10.5281/zenodo.292249

persistent identifier

https://treatment.plazi.org/id/70358536-73B2-5BE1-D82A-5C417EAB505F

treatment provided by

Donat

scientific name

Euphrasia L.
status

 

Euphrasia L.

Augentrost

1 jährig. Stengel meist aufrecht, mit kurzen, krausen, nach rückwärts gerichteten Haaren. Blätter oval bis lanzettlich, meist gezähnt (nur bei E. tricuspidata oft ohne Zähne), kaum über 1,5 cm lang, die mittleren meist kürzer als die Stengelinternodien, die untern gegenständig, klein, mit wenigen stumpfen Zähnen, die obern oft wechselständig und mit spitzen Zähnen. Blüten einzeln in den Achseln der obern Stengelblätter, kaum gestielt. Kelch glockenförmig, 4teilig. Krone mit Röhre und 2lippigem, trichterförmig erweitertem Rand, gelb, weiß oder blau bis purpurn (vor dem Abblühen dunkler werdend), dunkler geadert, meist mit gelbem Gaumenfleck, außen behaart, 4-15 mm lang; Oberlippe gewölbt, in der Mitte ausgerandet; Unterlippe länger als die Oberlippe, flach ausgebreitet, 3teilig, mit deutlich ausgerandeten Zipfeln. Staubblätter 4, von der Oberlippe eingeschlossen, mit im untern Teil zugespitzten, behaarten Staubbeuteln. Frucht ± flach, oben stumpf oder ausgerandet, länger als breit, 2klappig aufspringend. Samen klein, zahlreich (meist 8-18), länglich eiförmig, mit zahlreichen Längsrippen.

Die Gattung Euphrasia umfaßt etwa 80 Arten in den gemäßigten und kühlen Zonen und gehört zu den Halbschmarotzern (s. unter der Familie). Sie parasitiert meist auf Gramineen und Cyperaceen (gelegentlich auch auf Dikotyledonen). Nach Yeo (1964) kann Euphrasia in Kultur auch ohne Wirt blühen und fruchten. Chromosomengrundzahl: n = 11.

Die im Gebiet verbreiteten Arten sind alle sehr nahe verwandt und oft durch Bastarde und Zwischenformen miteinander verbunden. Die kleinblütigen Pflanzen sind meist selbstbestäubend und bilden deshalb in der Natur oft reine Linien, die gegeneinander scharf abgegrenzt sind und den Eindruck von verschiedenen Arten erwecken können. Die großblütigen Arten werden durch Insekten bestäubt. Es wurde keine Apomixis beobachtet (Yeo 1966).

Innerhalb der Gattung gibt es wie bei Rhinanthus , Melampyrum und Odontites ökologische Sippen, die im Frühling und frühen Sommer blühen ( ästivale Sippen), wenig verzweigt sind, stark verlängerte Internodien zeigen und bereits in den Achseln der untern Blätter blühen, und solche, die im späten Sommer und Herbst blühen (autumnale Sippen), stark verzweigt sind, kürzere Internodien aufweisen und erst in den Achseln der obern Blätter blühen, wobei die untern Blätter meist schon verdorrt und abgefallen sind (deshalb müssen die Blattansatzstellen gezählt werden). Nur selten ist allerdings die morphologische Differenzierung dieser ökologischen Sippen so weit fortgeschritten, daß sie einwandfrei getrennt werden können.

Grundlage der Euphrasiasystematik bildet immer noch die ausführliche Monographie von Wettste in (1896). Eingehende Untersuchungen mit Artaufteilungen und Neugliederungen wurden seither besonders an Pflanzen aus Großbritannien (Pugsley 1930a 1932 1933, Yeo 1956 1966, Bobear 1969) durchgeführt. Smejkal (1963) diskutiert die Systematik der ästivalen und autumnalen Sippen und anerkennt bei den ästivalen Sippen des Gebiets einzig E. montana eine größere systematische Wertigkeit zu (bei ihm als Unterart). Die Gattung Euphrasia bedarf im Gebiet einer zytogenetischen Überarbeitung. Einzelne Merkmale (Behaarung, Blütenfarbe, Saison-Dimorphismus) sollten genetisch analysiert und auf ihren systematischen Wert geprüft werden. Über die Bedeu- tung der Drüsenhaare berichtet Schaeftlein (1967); nach seinen Kulturversuchen ist das Merkmal für Drüsenhaare auf ein dominantes Gen zurückzuführen.

Untersuchungsmaterial

Ganze Pflanzen mit Blüten und reifen Früchten. Aus einer Population sollten für die Bestimmung wenigstens 6 Pflanzen vorliegen. Man notiere Merkmale an den Blüten schon am Fundort und lege zahlreiche Blüten einzeln in die Pflanzenpresse ein.

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