Orchidaceae Orchideen

Hess, Hans Ernst, Landolt, Elias & Hirzel, Rosmarie, 1972, Flora der Schweiz und angrenzender Gebiete. Band 1. Pteridophyta bis Caryophyllaceae (2 nd edition): Registerzuband 1, Birkhaeuser Verlag : 637-594

publication ID

https://doi.org/ 10.5281/zenodo.291815

persistent identifier

https://treatment.plazi.org/id/A281E981-EBB3-41A8-80A8-7C83AE2A4F8C

treatment provided by

Donat

scientific name

Orchidaceae Orchideen
status

 

Orchidaceae Orchideen

Ausdauernde, erdbewohnende oder epiphytisch lebende Kräuter (keine 1 jährigen Arten); auch saprophytisch lebende Arten, die kein oder wenig Blattgrün besitzen. Wurzeln fleischig. Oft kugelige oder fingerförmig geteilte Knollen vorhanden. Stengel (bei unsern Arten) stets einfach, unverzweigt, am Grunde oder in der ganzen Länge beblättert. Blätter schraubig oder 2zeilig angeordnet, oval, lanzettlich bis grasblattähnlich. Blütenstände an der Spitze des Stengels, Trauben oder Ähren, wenig- bis vielblütig. Blüten in den Achseln von Tragblättern, zwitterig, zygomorph, oft auffallend gefärbt mit 3 äußern und 3 innern Perigonblättern; 1 inneres Perigonblatt von den übrigen meist verschieden, die Lippe bildend; Lippe meist abwärts gerichtet (bei Epipogium , Malaxis und Nigritella aufwärts gerichtet), am Grunde oft mit einem Sporn oder einer Vertiefung, vorn oft 2 oder 3teilig, auch ganzrandig, bei einigen Gattungen durch kanalartige Einschnürung oder durch einen Einschnitt in einen vordem und einen hintern Teil gegliedert. (In den folgenden Beschreibungen werden die 3 äußern und die 2 seitlichen innern Perigonblätter als solche bezeichnet; das dritte innere Perigonblatt wird stets als Lippe bezeichnet.) Staubblätter 2 ( Cypripedium ) oder 1 ( übrige Gattungen) mit dem Griffel zu einer Säule (Columna, Gynostegium) verwachsen. Staubblatt 2-, 1-oder 4 fächerig. Pollenkörner einzeln ( Cypripedium , Cephalanthera ), in Tetraden (4) verbunden ( Epipactis , Listera , Neottia ), oder Inhalt jedes Staubblattfaches zu einem keulenförmigen Gebilde (Pollinium) verklebt (alle übrigen Gattungen); Pollinien meist an einem Stiel, der am Grunde mit einer Klebedrüse in Verbindung steht; Klebedrüse nackt oder von einem Beutel (Bursicula) umschlossen. Fruchtknoten unterständig, oft gedreht, aus 3 Fruchtblättern gebildet, 1- oder 3 fächerig, mit zahlreichen Samenanlagen. Narbe 3teilig; Mittelabschnitt schiebt sich als kleiner Schnabel ( Rostellum ) zwischen die beiden Staubblatthälften und bildet den Beutel (Bursicula). Bei Cypripedium ist die Narbe von einem Staminodium überdeckt. Frucht eine Kapsel, mit Längsspalten aufspringend. Samen sehr zahlreich (bei Orchis maculata bis 6200 Samen je Kapsel, an tropischen Arten bis 3 Millionen Samen je Kapsel), klein, wenigzeilig, innerhalb der Samenschale nicht in verschiedene Gewebe differenziert.

Die Familie der Orchideen ist eine der artenreichsten Familien unter den Blütenpflanzen; je nachdem der Artbegriff enger oder weiter gefaßt ist, wird die Artenzahl mit 15000 - 30000 angegeben (600 - 700 Gattungen). Die artenreichsten Gebiete (besonders epiphytische Arten) sind die Regen- und Nebelwälder Asiens und Südamerikas, verhältnismäßig artenarm ist Afrika. In den auβertropischen Gebieten nur erdbewohnende Orchideen. Keine andere Pflanzenfamilie hat den Menschen so fasziniert wie die Orchideen. Zahlreich sind deshalb die oft prachtvoll illustrierten Monographien und Einzeldarstellungen; man konsultiere die Bibliographie von Ferlan (1957), wo 873 Arbeiten über europäische Arten zitiert sind. Umfassender und allgemeiner orientieren die umfangreichen Literaturhinweise im Buch von Withner (1959), wo 16 Mitarbeiter über verschiedene Themen (Zytologie, Embryologie, Systematik, Genetik, Physiologie, Kulturverfahren, Mykorrhizen, Krankheiten) zusammenfassend referieren.

An 370 Arten aus 84 Gattungen sind Chromosomenzahlen bestimmt worden (Withner 1959). Die Chromosomengrundzahlen bilden eine aneuploide Reihe (alle Zahlen von n = 10-22); zudem polyploide Reihen (n = 24, 26, 28, 30, 40, 60). 2n = 120 ist die höchste bekannte somatische Chromosomenzahl ( Orchis Traunsteineri ). Aneuploide und polyploide Reihen sind auch von einzelnen Arten angegeben. Neben normaler sexueller Fortpflanzung wurde bei folgenden Gattungen unserer Flora auch apomiktische Fortpflanzung festgestellt: Cephalanthera , Epipactis , Listera , Platanthera , Nigritella , Orchis und Spiranthes (Afzelius 1928Afzelius 1932Afzelius 1943, Hagerup 1945, Hagerup 1947, Swamy 1948). Der Embryosack entwickelt sich dabei aus generativem oder vegetativem Gewebe. Gelegentlich sind 2 Embryonen im gleichen Embryosack gefunden worden; der eine Embryo entwickelte sich aus der diploiden Eizelle, der andere aus einer haploiden Synergide oder beide aus somatischem Gewebe (Polyembryonie). Auch haploide Embryosäcke können sich zu einem normalen Embryo entwickeln, doch sind noch keine haploiden Pflanzen nachgewiesen. Die Eizelle kann auch von 2 - 3 ♂ Kernen befruchtet werden (Polyspermie). Alle diese Besonderheiten der Fortpflanzung apomiktischer Arten wurden in 5-10% der untersuchten Embryosäcke gefunden. Störungen in den meiotischen Teilungen sind nicht selten und dürften die Ursache aneuploider Chromosomenzahlen innerhalb derselben Art sein. Es scheint, daß apomiktische Arten nicht auffallend polymorph sind; Ausnahmen bilden etwa Epipactis latifolia und Orchis maculata .

Untersuchungsmaterial:

Blühende Pflanzen. Man schneide die Pflanzen an der Erdoberfläche ab; die Bestimmungsschlüssel sind so eingerichtet, daß unterirdische Pflanzenteile nicht benötigt werden. (Viele Arten sind selten geworden und dürfen nicht ausgegraben oder ausgerissen werden!)

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