Leptusa (Ectinopisalia) calancensis, Szallies, 2014

Szallies, Alexander, 2014, Leptusa (Ectinopisalia) calancensis sp. nov. aus dem Calancatal, Graubünden (Coleoptera: Staphylinidae, Bolitocharini), Contributions to Natural History 25, pp. 35-43 : 36-42

publication ID

https://doi.org/ 10.5169/seals-787043

DOI

https://doi.org/10.5281/zenodo.5729873

persistent identifier

https://treatment.plazi.org/id/D63D7B20-FF82-FFF3-FF58-FA13FBC2BC73

treatment provided by

Carolina

scientific name

Leptusa (Ectinopisalia) calancensis
status

sp. nov.

Leptusa (Ectinopisalia) calancensis View in CoL sp. nov.

( Abb. 1 View Abb )

Holotypus ♂: GR Pizzo del Ramulazz , Nordseite 2400–2500 m, 23.9.2013, leg. Szallies ( NMBE) .

Paratypen: 10 ♂, 15 ♀, gleiche Funddaten wie Holotypus . 1 ♂ GR Calanca Cauco, Piz de Groven 2500–2600 m, 11.7.2013, leg. Szallies . 1 ♂ GR San Vittore, Pizzo Claro 2500–2600 m, 21.9.2013, leg. Szallies . 2 ♂, 2 ♀ GR Rossa, Cima di Nomnom , Nordgrat 2500–2600 m, 22.9.2013, leg. Szallies . 4 ♀ GR Mesocco, Pian Grand gegen Cima Bedoleta 2400 m, 25.9.2013, leg. Szallies . 2 ♀ GR Mesocco, Pass w. Alta Burasca 2500 m, 25.9.2013, leg. Szallies.

Die Paratypen sind in den Sammlungen cSZ, NMBE und TLMI deponiert.

GrÖsse: 2,6–3,2 mm.

Färbung: KÖrper braun bis hellbraun. Kopf dunkelbraun. Hinterleib braunschwarz, die beiden letzten und das hintere Drittel des drittletzten Segments gelblich. Extremitäten gelb-orange.

Kopf: Rundlich, sehr gross, etwas breiter als das Pronotum. Augen grob facettiert, ihr Durchmesser so lang wie das zweite Fühlerglied.

Pronotum: Im ersten Viertel am breitesten, geradlinig zu den stumpf gewinkelten Hinterecken verengt. Kante des Halsschildseitenrands in der hinteren Hälfte nach vorne erloschen. Pronotum wenig aufgewÖlbt, mit flacher Mittelfurche, etwas breiter als lang (um etwas mehr als 1/10), schwach kÖrnig gerunzelt.

Elytren: Kurz, ein Viertel kürzer als das Pronotum, abgeflacht. An der breitesten Stelle kurz vor dem Ende so breit wie das Pronotum. Elytren gleichmässig mit zerstreuten, groben KÖrnern bedeckt, mit schwächerer Mikroskulptur und glänzender als Kopf und Pronotum.

Hinterleib: Nach hinten nur leicht erweitert, ziemlich parallel. GrÖsste Breite beim 4. sichtbaren Segment (Segment VI). Basale Hälften der Segmente glänzend und deutlich chagriniert, hintere Hälften sehr schwach gekÖrnt (50 x). 5. sichtbares Segment (VII) beim Weibchen stark dreieckig-bogenfÖrmig nach hinten ausgezogen ( Abb. 2 View Abb ). Beim Männchen 5. sichtbares Segment gerade abgeschnitten oder nur ganz leicht bogenfÖrmig ausgezogen.

Beine und Fühler: Lang. Fühler viel länger als Kopf und Pronotum zusammen (5/4), zurückgelegt die Mitte der Elytren erreichend. Fühlerglieder zum vorletzten Glied allmählich dicker werdend.

Aedoeagus: Apex des Medianlobus ( Abb. 3a View Abb 3 , Lateralansicht) ausgezogen, Basis gewinkelt. Basaler Rand langgesteckt, von der Unterseite der Spitze des Medianlobus über eine sehr feine Verbindung kontinuierlich in den mittleren Schaft des Medianlobus übergehend ( Abb 3b View Abb 3 , gelb). Unter der apikalen Öffnung des Medianlobus mit kurzem, quer liegenden "tubulum medianum" ( Pace 1989) ( Abb. 3b View Abb 3 , blau). Das tubulum medianum an der Basis doppelt geknickt ( Abb 3b View Abb 3 ), distal gerade, mit gebogener Spitze (von der lateralen Betrachtungsebene weg). Die internen Basalplatten ( Abb. 3b View Abb 3 , grau) befinden sich oberhalb der engsten Stelle des Medianlobus. Umriss des Medianlobus ( Abb. 3c View Abb 3 , Dorsalansicht) regelmässig geschwungen, in der Mitte verengt. Interne Basalplatten parallel und fast spiegelbildlich zueinander, jeweils nicht einheitlich kompakt, aus Streifen dichteren Materials bestehend. Apex des Medianlobus spitz ( Abb. 3d View Abb 3 , Ventralansicht), nach unten sich dreieckig verbreiternd.

Spermathek: Rund, mit geknicktem, dünnen, schlauchfÖrmigen Anhang. Ohne besondere Merkmale.

Phänologie: Im Juli und September gefunden, wahrscheinlich wie viele Leptusa -Arten über den Winter bis zur Schneeschmelze auftretend.

Vorkommen: Im Calancatal, Kanton Graubünden, alpin. Vermutlich endemisch.

Etymologie: Nach dem Val Calanca benannt.

Differenzialdiagnose

Die Weibchen von L. calancensis sp. nov. sind durch das dreieckig ausgezogene 5. sichtbare Abdominalsegment (Segmant VII) innerhalb der Untergattung Ectinopisalia unverkennbar ( Abb. 2 View Abb ). Die Art ist die grÖsste der Untergattung, andere Arten erreichen hÖchstens die MinimalgrÖsse der L. calancensis sp. nov.

Die weit verbreitete und syntope Art L. monacha ist durch die viel geringere GrÖsse und kürzeren Fühler leicht von L. calancensis sp. nov. zu unterscheiden, wobei die Aedoeagi beider Arten ziemlich ähnlich erscheinen. Das tubulum medianum ist jedoch bei den beiden Arten verschieden geformt, wie auch der Basalrand unter der Spitze des Medianlobus, der bei L. monacha verkürzt ist.

L. calancensis sp. nov. gehÖrt wegen des langen Basalrands unter der Spitze des Medianlobus zu den Gruppen um L. baldensis und L. benacensis . Die Form der Spitze des Medianlobus in Ventralansicht ( Abb. 3d View Abb 3 ) gestattet keine klare Zuordnung zu einer der beiden Gruppen ( Pace 1989), deren Vertreter sonst allesamt in den Brescianer Alpen bis Östlich des Etschtals vorkommen.

Ökologie

L. calancensis sp. nov. wurde an verschiedenen Orten durch Sieben von unterkühltem Felsrasen an Nordseiten und Felskanten gefunden, etwas unterhalb der Vegetationsgrenze ( Abb. 4 View Abb 4 ). Begleitart war immer L. monacha . Am Pizzo del Ramulazz konnte auch ein einziges Exemplar von L. (Chondridiopisalia) fauciumberninae SCHEERPELTZ, 1972 gefunden werden, die vom Berninapass bis zum Monte Tamaro (leg. Scherler, NMBE) verbreitet ist. Am Piz de Groven wurde ein Exemplar von L. calancensis sp. nov. unter einem tief eingebetteten Stein in flachem Rasen, der grossflächig auf Felsuntergrund stand, gefunden, zusammen mit Thectusa besucheti (FOCARILE, 1982) .

Diskussion

Die Einordnung der L. calancensis sp. nov. in die Untergattung Ectinopisalia erfolgt aufgrund des kurzen, quer liegenden Tubulum medianum im Medianlobus des Aedoeagus. In der nahe stehenden Untergattung Scelopisalia SCHEERPELTZ, 1966 ist das Tubulum viel länger, zumindest bei der einen Art, L. (Scelopisalia) tirolensis BERNHAUER, 1900 , von welcher der Aedoeagus bisher untersucht wurde. Dies ist deshalb erwähnenswert, weil bei den Weibchen von L. tirolensis wie bei L. calancensis sp. nov. das 5. sichtbare Tergit ausgezogen ist. Dieses Merkmal ist aber keineswegs charakteristisch für die Untergattung Scelopisalia , sondern hängt gemäss Pace (1989) vermutlich von der besonderen KÖrpergrÖsse der L. tirolensis ab. Analog dazu kÖnnte das auffällig ausgezogene 5. Tergit bei der L. calancensis sp. nov. ebenfalls mit der GrÖsse erklärbar sein, ist doch diese Art die grÖsste der Untergattung Ectinopisalia.

Der Fund einer vermutlich endemischen Art im Val Calanca ist interessant, da aus dieser Region noch keine endemischen Käferarten bekannt waren. Es bleibt abzuwarten, ob L. calancensis sp. nov. nicht noch weiter nachzuweisen ist, etwa auf der Östlichen Seite des Misox. Dies ist allerdings nicht unbedingt zu erwarten, bisherige Aufsammlungen mit dem Käfersieb am Camoghè und an der Marmontana in 2013 verliefen negativ. In grosser Menge hingegen konnte jeweils L. monacha gefunden werden.

Die Schweizer Meldungen der beiden anderen Ectinopisalia -Arten L. baldensis und L. brixiensis ( Luka et al. 2009) dürften L. calancensis sp. nov. nicht betreffen und sind fragwürdig, da beide Arten nur Östlich des Val Camonica/Lombardia auftreten ( Pace 1989). Die Meldung von L. baldensis dürfte L. monacha zuzuschreiben sein ( Kahlen & Pace 1993, zahlreiche Belege leg. Scherler, det. Focarile im NMBE), und die Meldung der L. brixiensis dürfte sich auf L. (Toxophallopisalia) media SCHEERPELTZ, 1973 (= L. ticinensis FOCARILE, 1989 ; Kahlen & Pace 1993) (1 ♀ det. Focarile, leg. Scherler, NMBE) beziehen.

NMBE

Naturhistorisches Museum der Burgergemeinde Bern

Kingdom

Animalia

Phylum

Arthropoda

Class

Insecta

Order

Coleoptera

Family

Staphylinidae

Genus

Leptusa

GBIF Dataset (for parent article) Darwin Core Archive (for parent article) View in SIBiLS Plain XML RDF