Buddleja davidii

Pendl, M., Straka, U. & Frank, T., 2011, Das Potenzial von Laien-Zählern für die standardisierte Erfassung von urbanen Schmetterlingsbeständen in Wien (Lepidoptera), Linzer biologische Beiträge 43 (2), pp. 1519-1548 : 1537-1538

publication ID

https://doi.org/ 10.5281/zenodo.5327024

persistent identifier

https://treatment.plazi.org/id/FF7F1D30-FFEC-FFDC-FF69-3CDE89B4FD1E

treatment provided by

Carolina

scientific name

Buddleja davidii
status

 

Buddleja davidii View in CoL als Schmetterlingsbeobachtungspunkt

Der Buddleja View in CoL -Strauch (Sommerflieder) wird in der Naturschutzszene kontroversiell betrachtet. Auf der einen Seite wird er mit Ästhetik und Schönheit verbunden, nicht zuletzt durch die Vielzahl der Insekten, insbesondere Schmetterlinge, die den Blütennektar nutzen ( EVERS 1999; WILLIAM et al. 2004), andererseits mit Unbehagen und Ablehnung aufgrund des invasiven Verhaltens im benachbarten und biogeografisch vergleichbaren Ausland ( STARR et al. 2003; TALLENT- HALSELL & WATT 2009; REAM 2006; EBERLING 2008).

Der Sommerflieder ist aufgrund seiner Robustheit und Nektarverfügbarkeit über einen längeren Zeitraum, auf einer relativ kleinen Fläche, gegenüber anderen heimischen Pflanzen im Vorteil. Wenngleich auch heimische Pflanzen wie z. B. Scabiosa columbaria, Eupatorium cannabinum oder Medicago sativa (EBERT & RENNWALD 1991; STRAKA 2004; STRAKA 2010), viele bis mindestens gleich viele Schmetterlinge anzulocken vermögen, passiert dies meist auf einer grösseren Fläche und auch nicht in komfortabler Augenhöhe des (ungeübten) Betrachters. Es wundert daher nicht, dass die Idee, Schmetterlinge an den Blüten des Buddleja View in CoL -Strauches zu zählen, schon mehrfach praktiziert wurde ( BETTMANN 1982; PFITZNER 1983; REINHARDT 1989). Der naturpädagogische Wert über die Beobachtungen von Schmetterlingen im urbanen Bereich ist unbestritten. Innerhalb des Wiener Stadtgebietes konnten 38 Tagfalter-Arten an Buddleja View in CoL beobachtet werden. Eine überschaubare Anzahl, die sich in kurzer Zeit erlernen lässt. Bei Betrachtung der Fehlerquote der Individuen, die nur am Buddleja View in CoL -Strauch gesichtet wurden, ergibt sich eine nahezu gleich hohe Fehlerquote von 14,7 %, wie die vom Gesamtanteil (15,3 %).

Der Vorteil der Überschaubarkeit der Arten wurde hier durch die Probleme bei der Bestimmung aufgehoben. Die beobachtbare Artenzahl ist von der Naturnähe der Lebensräume in der Umgebung des Buddleja -Strauches abhängig (vgl. LEVY & CONNOR 2004). HÖTTINGER (2004) berichtet von 39 Arten am Buddleja -Strauch in seinem Garten im Burgenland. Je intensiver die Beobachtung erfolgt, desto eher wird das Maximum der zählbaren Arten erreicht. In Neuseeland sind bereits alle vorkommenden Tagfalter am Buddleja -Strauch gesichtet worden ( SMALE 1990). Auch im Rahmen der britischen "national garden butterfly survey" berichtet VICKERY (2007) von 37 gesichteten Arten am Buddleja -Strauch, innerhalb einer Zeitspanne von drei Jahren. Als Einstieg und Annäherung in die Lepidopterologie scheint das Zählen von Sommerflieder-Schmetterlingen als Methode zu funktionieren. Er darf aber nicht als Pseudonym für Naturnähe herhalten und missbraucht werden, was vor allem für Gärten und Kleingärten gilt, wo teilweise ausser einer Rasenfläche, einem Buddleja -Strauch und einem Swimmingpool kein Platz mehr für die Natur übrig geblieben ist.

Tatsache ist, dass der Buddleja-Strauch nach wie vor in jedem Gartencenter zu kaufen ist und bereits millionenfach weltweit verkauft wurde und noch wird. Grundsätzlich sollte die Art in Wien aber nicht mehr angepflanzt werden, da sie auch in Österreich als potenziell invasiv eingestuft ist (ESSL & RABITSCH 2002) und auf Alternativen zurückgegriffen werden kann (z. B. die Kreuzung Ceanothus delilianus /Kalifornischer Flieder), Lagerstroemia indica / Lagerstroemia, Caryopteris spp./Bartblume, Vitex agnus -castus / Mönchspfeffer, Salvia rusa / Perowskia oder Hydrangea paniculata /Rispen-Hortensie ( GIGON 2007). Generell sollte aber heimischen Pflanzen der Vorzug gegeben werden (EBERT & RENNWALD 1991; HÖTTINGER 2004; STRAKA 2004; STRAKA 2010).

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