Paleocader gusenleitnerorum, Eiss, 2013

Eiss, 2013, Paleocader gusenleitnerorum nov. sp., eine neue Cantacaderinae aus Baltischem Bernstein (Hemiptera, Heteroptera, Tingidae), Linzer biologische Beiträge 45 (1), pp. 689-695 : 690-695

publication ID

https://doi.org/ 10.5281/zenodo.5299019

persistent identifier

https://treatment.plazi.org/id/4C1C87BB-FFCF-FF94-56E8-7912F90A4C96

treatment provided by

Marcus

scientific name

Paleocader gusenleitnerorum
status

sp. nov.

Paleocader gusenleitnerorum nov.sp. (Fig. 1-2, Foto 1-2)

H o l o t y p u s Makropteres Männchen in honigfarbenem Stück Bernstein 15 21 5 mm; Dorsal- und Ventralseite gut sichtbar, Maschenstrukturen an den Paranota und dem linken Costalfeld teilweise nicht mehr ablesbar; Fühler und Beine komplett, nur Fühlerglied ( FG) IV fehlt rechts. Text der roten Typenetikette: Holotypus Paleocader gusenleitnerorum nov.sp., des. Ernst Heiss 2012. In der Sammlung des Verfassers (Nr. BB-Ting-02) .

D i a g n o s e Paleocader gusenleitnerorum nov.sp. unterscheidet sich von allen drei bisher beschriebenen Arten durch das glockenförmige Pronotum, dessen winkelig vorstehende Vorderecken und die längsten Fühler. P. serafini ist zudem grösser (? 4.5 mm) und weist einen breiteren Habitus auf (Foto 5) auf.

B e s c h r e i b u n g Makropteres Männchen von langovalem Habitus; Paranota und Deckflügel durchsichtig; Kopf, Mittelteil des Pronotums und Fühler schwarzbraun, das durch die Deckflügel durchscheinende Abdomen und Beine braun. Netzartige Maschenreihen auf den Deckflügeln und dem Pronotum von gleicher Grösse, jene im Costalfeld und der Memran sind grösser.

K o p f Schmal, etwas länger als breit (19/18.5); Clypeus distal gerundet und von den distal vorstehenden Wangenplatten (Juga) eingefasst; Stirn mit zwei Paar langen, konischen, spitzen nach vorne oben gerichteten Dornen, deren distales Paar Juga und FG I+II überragt; Fühlerhöcker kurz, Aussenrand distal divergierend mit spitzer Ecke; Fühler lang und dünn, 5.6 so lang als die Kopfbreite (104/18.5), FG I kurz und am dicksten, FG II so lang als I jedoch dünner, FG III längstes und dünnstes FG, FG IV spindelförmig mit behaarter Spitze; Länge von FG I/II/III/IV = 5/5/84/10; Augen halbkugelförmig, seitlich vorstehend; Scheitel gewölbt mit tiefen Punktgruben; postokularer Teil des Kopfes parallelseitig. Rostrum lang, viergliedrig, am Kopf und Thorax in einer tiefen Rinne liegend, bis Sternit V reichend.

P r o n o t u m:Breiteralslang(39/30),mitglockenförmigemUmriss;Lateralrandder Paranota winkelig im Bereich der Schultern, dann geschwungen distal konvergierend, laterale Vorderecken über den Mittelteil des Pronotums vorstehend, annähernd rechtwinkelig; Paranota flach und breit mit undeutlichen grösseren Maschenreihen; Pronotum vor der Querfurche zum Vorderrand erhöht, hinter der Querfurche zum Hinterrand aufgewölbt; Oberfläche mit fünf Längskielen mit einer Maschenreihe, von denen der Mittelkiel in ganzer Länge vom Hinter- zum Vorderrand durchläuft, die beiden Seitenkiele sind

ebenso lang jedoch an der Querfurche unterbrochen und erscheinen zweigeteilt (Fig. 2), die Humeralkiele sind kürzer; Hinterrand konvex.

S c u t e l l u m: Klein, dreieckig, Distalwinkel spitz.

D e c k f l ü g e l: Umriss eiförmig mit gleichmässig gerundetem Lateralrand; Clavus erreicht 1/3 der Deckflügellänge; Randfeld entlang dem Clavus mit einer, distal verbreitert und entlang der Membran mit zwei Maschenreihen; Discoidalfeld mit zwei schräglaufenden Queradern und sieben Maschenreihen im Mittelfeld; Subcostalfeld mit 2-3(?) schlecht ablesbaren Queradern und sechs Maschenreihen an der breitesten Stelle; Costalfeld mit vier grösseren Maschenreihen im Mittelteil, fünf im Vorderteil, in reduzierter Anzahl zum Hinterende verlaufend; Stenocostalfeld nicht überall erhalten, schmal mit einer Reihe kleiner Maschen; Membran sich überlappend, mit gleich grossem Maschen wie im Costalfeld.

V e n t r a l s e i t e: Lateralsklerite des Thorax mit maschenartigen Punktgruben; mittig zur Aufnahme des Rostrums mit tiefer Rinne mit Randleisten, welche eine Maschenreihe tragen; Abdomen kürzer und schmäler als die Deckflügel.

B e i n e: Lang und dünn; Femora und Tibiae gerade, Tarsen zweigliedrig mit gekrümmtem Klauen.

M a ss e: Gesamtlänge (Clypeus - Ende Deckflügel) 3.8 mm; Fühlerlänge 2.6 mm; Kopfbreite 0.46 mm; Breite Pronotum an breitester Stelle 0.97 mm; Breite Abdomen 1.7 mm; Verhältnis Fühlerlänge / Kopfbreite = 5.62, Länge FG III / Kopfbreite = 4.54.

E t y m o l o g i e Diese interessante neue Art ist meinen Freunden, den bekannten Hymenopterenspezialisten Dr. Josef Gusenleitner in Dankbarkeit für die grosszügige Überlassung zahlreicher Heteropterenbelege von seinen früheren Sammelreisen und Mag. Fritz Gusenleitner (Biologiezentrum Linz) in Anerkennung und als Dank für seine Hilfsbereitschaft und seinen persönlichen Einsatz für die unentbehrliche Schriftenreihe "Linzer biologische Beiträge" herzlich gewidmet.

D i s k u s s i o n: Alle vier nun beschriebenen Arten von Paleocader sind makropter mit sehr ähnlicher Struktur der Maschenreihen auf den Feldern der Deckflügel, welche sich wie folgt aufteilen:

Tabelle 1: Anzahl der Maschenreihen im jeweiligen Mittelteil, welche im vorderen Abschnitt grösser und im hinteren Abschnitt kleiner ist; die Zahl in Klammer entspricht den Queradern. Mangels Angaben in der Beschreibung von P. avitus ist die Anzahl der Maschenreihen der Abbildung des Holotypus (Geschlecht unbekannt) von FROESCHNER 1996 entnommen .

Neben den unterschiedlichen Fühlerlängen (welche bei P. avitus nur bis FG III messbar sind), weist die Form des Pronotums deutliche Unterschiede auf (Fig.1, 3-5). P. gusenleitnerorum nov.sp. ist durch den glockenförmigen Umriss des Pronotums und die breiten Paranota sofort von den anderen Arten zu unterscheiden.

Bestimmungsschlüssel für die Paleocader -Arten aus Baltischem Bernstein

1(2)Pronotum annähernd rechteckig (Fig. 4), Fühlerglied III kurz ca. 2 so lang als die Kopfbreite ................................................................................................ P. avitus (DRAKE)

2(3)Pronotum distal konisch (Fig. 1, 3, 5), Fühlerglied III mehr als 3 so lang als die Kopfbreite...........................................................................................................................4

4(5)Pronotum glockenförmig mit breiten Paranota (Fig.1), Fühler 5.6 so lang als die Kopfbreite ................................................................................ P. gusenleitnerorum nov.sp.

5(6)Pronotum distal stark verschmälert, Vorderecken schmal gerundet (Fig. 3), Fühler beim? 3.8 (3-3.2) so lang als die Kopfbreite, kleiner,? 3.88 mm, / 4-4.2 mm ............. ................................................................................................ P. strictus GOLUB & POPOV

6(5)Pronotum distal nur wenig verschmälert, Vorderecken breit gerundet (Fig. 5), Fühler 4.3 so lang als die Kopfbreite, grösser,? 4.5 mm .................................... P. serafini HEISS

Dank

Für die Vermittlung dieser Inkluse danke ich Marius Veta (Palanga, Litauen) und meinem Freund Wolfgang Weitschat (Hamburg), der mir seine Originalfotos von Paleocader strictus für diese Arbeit zur Verfügung gestellt hat. Mein Dank gilt auch Stefan Heim (Tiroler Landesmuseum, Innsbruck) für die Anfertigung der Fotos 1, 2, 5.

Zusammenfassung

Aus dem eozänen Baltischen Bernstein sind bisher drei Arten der Gattung Paleocader FROESCHNER 1996 beschrieben worden: P. avitus ( DRAKE 1950), P. strictus GOLUB & POPOV 1998 und P. serafini HEISS 2008 . Die neue Art P. gusenleitnerorum nov.sp. unterscheidet sich von diesen durch die andere Form des Pronotums (Fig. 1, 3-5) und weist die längsten Fühler auf, welche 5.6 so lang sind wie die Kopfbreite. Sie wird nachstehend beschrieben und abgebildet. Ein Bestimmungsschlüssel für alle Paleocader aus Baltischem Bernstein wird vorgelegt.

Literatur

DRAKE C.J. (1950): Concerning the Cantacaderinae of the world (Hemiptera: Tingidae). — Arthropoda 1 (2- 4): 153-166.

FROESCHNER R.C. (1996): Lace Bug Genera of the World, I: Introduction, Subfamily Cantacaderinae (Heteroptera: Tingidae). — Smithsonian Contributions to Zoology 574: 1-43, Washington D.C.

GERMAR E. F. & G.C. BERENDT (1856): Die im Bernstein befindlichen Hemipteren und Orthopteren der Vorzeit. —In: BERENDT C. G., Die im Bernstein befindlichen organischen Reste der Vorwelt 2: 1-40, Tafel 1-4, Berlin.

GOLUB V.B. (2001): Archepopovia yurii n.gen. n.sp. a new remarkable lace bug from Baltic amber, with some notes on phylogeny and classification of Tingidae (Heteroptera, Tingidae). — Mitteilungen des Geologisch -Paläontologischen Instituts der Universität Hamburg 85: 263-276.

GOLUB V.B. & Y.A. POPOV (1998): Cantacaderid lace bugs from the Baltic Amber (Heteroptera: Tingidae, Cantacaderinae). — Mitteilungen des Geologisch – Paläontologischen Instituts der Universität Hamburg 81: 223-250.

GOLUB V.B. & Y.A. POPOV (2002): A new cantacaderid lace bug from Baltic amber, and a key to fossil Cenozoic species of the family Tingidae (Insecta. Heteroptera). — Mitteilungen des Geologisch -Paläontologischen Instituts der Universität Hamburg 86: 245-252.

HEISS E. (2008): Paleocader serafini sp.n., eine neue Cantacaderinae aus Baltischem Bernstein (Heteroptera, Tingidae). — Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Entomologen 60: 133-138.

LIS B. (1999): Phylogeny and classification of Cantacaderini [= Cantacaderidae stat.nov.] (Hemiptera: Tingoidea). — Annales Zoologici 49 (3): 157-196, Warschau.

PÉRICART J. (1983): Hemiptères Euro-Méditerranéens. — Faune de France 69: 1-620, Paris.

PÉRICART J. & V.B. GOLUB (1983): Superfamily Tingoidea LAPORTE, 1832. — In: AUKEMA B. & Ch. RIEGER (eds), Catalogue of the Heteroptera of the Palaearctic Region, Vol. 2, Cimicomorpha I, 2-78. The Netherlands Entomological Society, Amsterdam.

Anschrift des Verfassers: Prof. DI Dr. Ernst HEISS

Research Entomologist

Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum

Josef Schraffl Strasse 2a

A-6020 Innsbruck, Austria

E-Mail: aradus@aon.at Fig. 1-5: Paleocader spp.: (1) P. gusenleitnerorum nov.sp., Holotypus dorsal; (2) Vorderkörper lateral; (3) Pronotum von P. strictus; (4) Pronotum von P. avitus; (5) Pronotum von P. serafini . Abkürzungen: cost – Costalfeld; disc – Discoidalfeld; para – Paranota; subc – Subcostalfeld; steno – Stenocostalfeld. Massstab 1 mm.

Foto 1-5: Holotypen von Paleocader spp. (1) P. gusenleitnerorum nov.sp., dorsal; (2) P. gusenleitnerorum nov.sp., ventral; (3) P. strictus; (4) P. avitus; (5) P. serafini .

FG

Palaontologische Hauptsammlung der Bergakadmie

Kingdom

Animalia

Phylum

Arthropoda

Class

Insecta

Order

Hemiptera

Family

Tingidae

Genus

Paleocader

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